Schon ewig habe ich die Idee, meinem Mann ein klassisches Herrenhemd aus dem Buch von Sebastian Hoofs zu nähen. Allerdings werden meine bislang genähten Kleidungsstücke eher emotionslos (bis gar nicht) getragen, so dass ich eine Umsetzung dann immer wieder als Zeitverschwendung verworfen habe. Nun zeigte Gudrun vor wenigen Tagen (my_style_63 auf Instagram) ihr genähtes Herrenhemd und ich war auch wegen der Stoffwahl ziemlich begeistert.
Als ich Tage darauf eine wunderschöne Viskose im örtlichen Stoffgeschäft sah, die jedoch wegen des vielen Schwarz für mich nicht in Frage kam, stand mein Plan fest. Ich überraschte meinen Mann sozusagen mit einem spontanen Stoffkauf und meiner Idee.
Modell 208 9/93 Spezial Burda
Die Suche nach einem Schnittmuster gestaltetet sich als leicht, denn in meinem Bestand habe ich eine Spezial Burda “Männermoden” von September 1993. Neben weiteren Schnittmusterschätzchen hatte mir meine Tochter diese Zeitschrift von ihrer Kosmetikerin mitgebracht. Diese hatte ihren Beruf (Schneiderin) an den Nagel gehängt und wollte besondere Schnittmuster Zeitschriften in “gute Hände” abgeben. Da man “das Rad nicht neu erfinden kann”, sind eben auch die Schnittmuster von 1993 gut brauchbar. Ich halte diese alten Ausgaben wirklich in Ehren, weil sie insgesamt von einer ganz besonderen klasse sind.
Passform und Verarbeitung
Die Größe musste anhand der Kragenweite ausgewählt werden. Inzwischen weiß ich, dass ich zumindest bei diesem SM mindestens eine Nummer kleiner wählen kann. Ich habe dem Hemd eine innere Passe zugefügt. Die Innenansicht mit Passe mag ich und denke auch, dass die doppelte Stofflage dem Hemd insgesamt gut tut. Die Schultern wurden nach der erst neulich kennengelernten “Burrito” Methode genäht. Diese Bezeichnung hatten mir einige Leserinnen meines Blog Post verraten. Dem Hemd habe ich französische Nähte gegönnt. Diese sind für diese Art der Oberbekleidung inzwischen (und wenn möglich) eine willkommene Mehrarbeit.
Für den Saum konnte ich separate Beleg zuschneiden. Die damit verbundene Saum-Schwere kann nur vorteilhaft sein, so meine Gedanken. Gleichzeitig wurde der Stoff nahezu aufgebraucht.
Die Anproben waren leicht anstrengend. Mein Mann hatte ständig Angst, dass Nadeln pieken könnten und das Stillstehen fürs Abstecken war im ebenfalls ein Graus. Stellen sich eure Männer auch so an? Mit meiner Androhung, dass ich nie wieder etwas für ihn nähen werde, wurde es erträglicher ;).
Das Hemd hängt inzwischen zum dritten Mal auf der Wäscheleine. Da ich direkt einen zweiten Stoff für ihn kaufen durfte, vermute ich eine große Zufriedenheit :). Als Model ist mein Mann leider nicht geeignet…ich kann euch daher nur diese Fotos anbieten.
Immer wieder bin ich glücklich, Teil einer inspirierenden, wertschätzenden und hilfsbereiten Nähbubble sein zu können. Ohne Gudruns Post auf Instagram hätte mein Mann noch immer kein selbst genähtes Hemd.
Herzliche Grüße
Birgit
Mein Mann wartet bereits seit etlichen Jahren auf ein ihm versprochenes Hemd. Stoff und Schnitt sind bereits vorhanden, allein es hapert an meiner Motivation. Denn so wirklich benäht werden will er nicht von mir, er kauft sich seine Kleidung lieber selbst. Die letztes Jahr genähte Leinenhose, recht unspektakulär und immer noch auf einen Blogbeitrag wartend, trägt er dann aber doch ganz gerne. Wie man sieht, man muss sie nur sanft überzeugen 😉 Bzw. liegen hier bereits zwei gekaufte Hosen, deren Beine gekürzt werden müssen, das darf (muss) ich dann doch 😉 Nadel- und fotoscheu ist meiner zum Glück nicht wirklich, allerdings steht er auch lieber hinter der Kamera als davor. In großgemusterte Viskose würde ich meinen Besten allerdings nicht bekommen. Dabei sieht man bei deinem Beispiel, wie cool das wirken kann. Und ja zu Burrito und französischen Nähten. Letzteres bei Viskose wenn irgendwie geht immer. Viskose franst selbst mit Overlock versäubert nach wenigen Wäschen immer ganz furchtbar, mit der französischen Naht ist diese Kante immer ganz wunderbar sauber versteckt.
Oh, ich sehe gerade das absolut perfekte Patternmatching bei der Brusttasche auf dem letzten Foto, großer Applaus!
Liebe Grüße, heike
Liebe Birgit, was für eine perfekte Innenverarbeitung! Ich hatte das erste Hemd noch kurz vor unserem Urlaub genäht und bin gar nicht auf die Idee mit den französischen Nähten gekommen.
Aber Du hast recht. Es soll innen schließlich auch schön aussehen. Die innere Passe war bei dem Kaufschnitt von Burda von vorneherein vorgesehen. Inge (@inges_naehakademie) hat gestern eine einfache Verarbeitung für einen Stegkragen vorgestellt (es ging um die Wickelbluse mit den Organzablüten) . Die werde ich beim nächsten Hemd mal ausprobieren. Jetzt muss ich erst einmal die weite Romanithose fertigstellen. Dann geht es ans nächste Hemd. Ich freue mich, dass ich Dich inspirieren konnte. Dein Hemd ist wunderschön geworden und mit der im Muster passenden Brusttasche perfekt verarbeitet. Das Hemd steht Deinem Mann sehr gut. Allerdings müsste er noch an seiner Performance als Model noch etwas arbeiten 😉
Liebe Grüße! Gudrun
Das Hemd scheint ja ein voller Erfolg bei deinem Mann zu sein, wie schön! Der auffällige Musterstoff steht ihm aber auch sehr gut und Viskose ist bei sommerlichen Tagen auch sehr angenehm zu tragen.
Es ist schon ewig her, dass ich Hemden für meinen Mann genäht habe, in letzter Zeit waren es dafür Shirts und seine geliebten Sweatjacken. Sofern nichts zwickt und zwackt, trägt mein Mann von mir Genähtes auch sehr gern, : ).
Lieben Gruß von Susanne
Wie schon bei Insta erwähnt, finde ich das Hemd tool. Dein Mann ist der richtige Typ für dieses Design und scheint es zu mögen. Und Deine Musteranpassung ist wie immer großartig. Die Idee, den unteren Saum mit Beleg zu arbeiten, finde ich sehr gut. Doppelte Passe und französische Nähte sowieso. Bzw. mache ich solche Kappnähte wie bei Kaufhemden. Jedenfalls ist eine saubere Innenverarbeitung auch für mich ein Muss. Habe übrigens mit einem ähnlichen Schnitt meinen Sohn eingekleidet und jetzt auch Fotos bekommen. Poste ich demnächst mal.
Liebe Grüße von Ina
Das sieht ja toll aus. Sehr modern, wo er sich doch sonst über deine ebenfalls modernen “Schlafanzüge” mokiert.
Verarbeitung klingt super. Wie befestigt man denn Belege am Saum, dass da nichts unten rausklappt? Da habe ich gar keine Ahnung.
LG Silke
Ja, die Angst vor Nadelpieksen ist bei uns auch immer ein Ding 😉
Eine Viskose für ein Herrenhemd zu verwenden ist eine wunderbare Idee und die Bilder zeigen wie gut es funktioniert.
Grüße, Tina