Wenn ihr glaubt, dass ich bereits mit Beginn der Umsetzung dieses Schnittmusters ein gutes Gefühl hatte, muss ich dies verneinen. Erst mit den letzten Anproben meines als Versuch gestarteten Projektes, war ich überraschend beeindruckt. Zuvor hatte ich sehr viele Fragezeichen im Kopf und einmal mehr den Gedanken, dass Projekt in der UFO Kiste zu verstecken.
Das Schnittmuster Hali hatte Lara von 1000 Stoffe im Februar in einer Instagram Story vorgestellt. Lara zeigte sich in einem roten Haliwrapjumpsuit und hat mich mit ihrem Outfit vom dringenden Kauf überzeugt. So einfach kann es für Händler manchmal sein :). Nun schlummerte Hali von named Clothing (als Papierschnittmuster) über Monate sichtbar an meinem Nähmaschinenplatz und ein geeigneter Stoff (meine Idee war ein Leinen in uni) wollte sich nicht finden lassen.
Vor wenigen Tagen fand ich dann diesen karierten zart gewebten Baumwollstoff, weit entfernt von Leinen und erst recht nicht in uni. Der Preis lies die Idee eines Versuches wachsen. Mit der Taillierung und dem anliegenden Oberteil zählt das Schnittmuster Hali nicht wirklich zu meinem Beuteschema. Bei der angegebenen Stoffmenge von 2,70 Meter kann ein Probemodell daher von Vorteil sein. Mit diesen Gedanken kaufte ich mit Freude 4 Meter ein. Unter Beachtung des Karos sollte es für einen doppelten Zuschnitt des Oberteils reichen.
Der Zuschnitt vom Haliwrapjumpsuit
Trotz des Größenumfanges von Größe 32 – 56 war das Kopieren der jeweiligen Schnittmusterteile kein Problem. Dem Schnittmuster liegt die Arbeitsanweisung in Form eines kleinen Heftes bei. Die Nahtzugabe war bereits enthalten. Zuerst begann ich die Oberteile (zunächst einfach) zuzuschneiden. Bei einigen weiteren Teilen hatte ich nämlich die ersten Fragezeichen im Kopf. Weiter ging es mit den hinteren Hosenbeinen, denn auch hier war nichts Außergewöhnliches zu beachten. Beim linken vorderen Hosenbein war nur das Karo mit dem hinteren Hosenbeinen zu beachten. Bevor es an das rechte vordere Hosenbein ging, schaute ich mir die Beschreibung ganz intensiv an. Es sollte wirklich nur ein halbes Hosenbein zugeschnitten werden. Unter Anhäufung weiterer Fragezeichen in meinem Kopf, schnitt ich dieses ungewöhnliche vordere Hosenteil zu. Beim nachfolgenden Rock Teil gab es die Ernüchterung. Trotz einiger Überlegungen kam ich nur zu dem Ergebnis, dass der Karoverlauf nicht mehr passen kann. Wenn hier jemand die Lösung kennt, dann gerne her damit :).
Der Nähprozess
Dieses halbierte Vorderteil verunsicherte mich total. Ich begann daher das einfachen Oberteil zu nähen. Beim Unterteil fügte ich alle Teile mit einem Heftstich zusammen. Die Bilder in der Nähanleitung waren mir dabei eine große Hilfe. Danach eine erste Anprobe der merkwürdig ausschauenden Hose mit angefügter rechter Rockbahn. Das was ich sah stellte mich nicht annähernd zufrieden, so dass ich auch das Oberteil per Heftstich ergänzte. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel trennte ich alle Teile wieder auseinander und begann mit dem eigentlichen Nähen. Der geheftete Jumpsuit ließ die korrekt gewählte Größe erkennen, mehr aber auch nicht.
Das Oberteil nähte ich zweimal und fügte beide Teile im Anschluss an der vorderen Ausschnittkante einschließlich Halsausschnitt zusammen. Neben einer sauberen Ausschnittkante verleiht diese doppelte Lage ein gutes (blickdichtes) Körpergefühl. Weiter ging es mit den seitlichen Eingriffstaschen, links an das vordere und hintere Hosenteil sowie an die rechte Rockbahn und das hintere rechte Hosenteil.
Mit meinen 4 Meter Stoff hatte ich noch reichlich Stoff übrig, so dass ich für sämtliche Hosenteile einen weiteren Zuschnitt etwa knieumspielend vornehmen konnte. Neben der somit verstürzten (und damit sauberen) vorderen Hosenkante (beim halben rechten Hosenbein) bleibt meine Unterwäsche somit hoffentlich vorteilhaft verborgen :).
Immer wieder zog ich mir das Unterteil an und konnte dabei den lose rumhängenden “Fetzen” nichts Positives abgewinnen. Meine Vorstellungskraft für das spätere Handling reichte nicht aus. Ich war näher dran, das Projekt in einer Kiste abzulegen, als fertigzustellen. Als das Hosenteil an sich fertig genäht war, hatte ich zwar noch viele Fragezeichen im Kopf, aber die optische Form des gesamten Unterteils sah beginnend interessant aus. Mit dem Zusammenfügen von Ober- und Unterteil und der anschließenden Anproben bekam ich endlich ein Gefühl für den Haliwrapjumpsuit. Die Beschreibung zum Schlitz für das Durchfädeln fand ich unzureichend bzw unglücklich gewählt, so dass ich den Schlitz wie ein Paspelknopfloch gefertigt habe. Auch die Bänder habe ich nach eigenem Gefühl angenäht. Die Beschreibung hierfür ist knapp. Bei einer weiteren Umsetzung würde ich bei den zuletzt genannten Prozessen über eine wertigere Methode nachdenken. Die Gürtelschlaufen sind eine eigene Idee und den sichtbaren Faden habe ich gerade entfernt :).
Die Passform
Ich habe keine Änderungen vornehmen müssen. Alle Schnittteile fügen sich exzellent aneinander. Von der Passform bin ich beeindruckt – ganz hoher Wohlfühlfaktor. Das Schnittmuster mit der zugefügten Rockbahn finde ich äußerst raffiniert. Was bei einem Jumpsuit nicht vermieden werden kann, ist das vollständige Entkleiden beim Toilettengang. Mit diesem Nachteil kann ich gut leben.
Für den Strand brauchts dann unbedingt den Sonnenhut. Also ich hoffe, dass ich ihn brauchen werde ;).
Fazit
Garantiert funktioniert das Schnittmuster auch mit zwei identischen vorderen Hosenbeinen und dem Weglassen des Rockteils. Ich kann mir auch das Oberteil mit einem zugefügten Schößchen, dann als Bluse sehr gut vorstellen. Bereits im Schnittmuster enthalten ist ja ohnehin das Hali Dress. Für mich hat sich der Kauf des Schnittmuster auf jeden Fall gelohnt. Insgesamt ist der Haliwrapjumpsuit nicht schwer zu nähen, auf die Nähbeschreibung (in englischer Sprache) sollte man verzichten können. Für die Abfolge reicht die Bebilderung aus.
Ich hoffe die Bilder sprechen für sich. Ich mag meinen Haliwprapjumpsuit sehr und freue mich, dass diese Probe gelungen ist. Einer Wiederholung sehe ich optimistisch entgegen, wenn mir der geeignete Stoff begegnet. Es wäre grandios, wenn sich jemand finden würde, der Hali insoweit hackt, dass er herbsttauglich ist – mit zwei vollständigen vorderen Hosenbeinen.
Es ist Me Made Mittwoch und ich bin dabei. Danke ihr lieben Menschen, welche den Blog und damit MMM am Laufen haltet. Eure monatlichen Einladungen sind mir ein Fest. Die Teilnehmenden eine Bereicherung.
Sonnige Grüße,
Birgit
Eine sehr interessante Jumpsuitvariante, die mir ausgesprochen gut gefällt, was natürlich vor allem deiner gelungenen Umsetzung zu verdanken ist.
Ich bin ein großer Fan der Named-Schnittmuster und habe auch schon einige Schnittmuster der Named-Schwestern genäht, wobei ich dein Muster gar nicht kannte.
Lieben Gruß von Susanne
Hallo Susanne,
Hali ist meine erste Begegnung mit Named. Interessant, ich wusste auch nicht, dass es 2 Schwestern sind 🙂 Von der Passform bin ich nachhaltig beeindruckt. Ich muss nun direkt mal schauen, was es sonst noch so gibt. Lieben Dank für dein Feedback.
LG Birgit
P.S. So ein interessanter Schnitt – mit nur einem Hosenbein? Ich habe einen Baumwoll-Stoff fuer den der Schnitt super passen wuerde, nun machen die Damen aber Urlaub bis Ende Juli, es sei ihnen gegoennt. Soweit ich es verstehe, gibt es leider keine Papierform des Schnitts.
… Anderes Thema: Ich wundere mich, wie Du es geschafft hast, dass die Taillennaht vorne nicht runterhaengt und die Wickel-Vorderteile so gut sitzen, ohne dass das Bindeband sehr straff gespannt ist.Ambika
Hallo Andrea,
hier nur kurz für alle zum Nachlesen: Ich hatte das SM bei 1000 Stoff in Papierform gekauft. Lach, keine Ahnung, wieso die Naht vorne nicht hängt. Ich habe keine Verstärkung und ja noch nicht einmal gesteppt 🙂 Von der Passform des Oberteils bin ich auch begeistert. Das ist ja immer so eine Sache mit der Wickeltechnik. Und ja, ich habe es noch nicht mal stramm geschlossen, da war noch gut Luft. Dankeschön für dein Feedback, freue mich immer sehr.
LG Birgit
PIch finde Deinen Jumsuit toll, die Proportionen weiblich, laessig, der Schnitt und Stoff zusammen ein Sommertraum! Ambika
Ich sehe mich in Gedanken in Grömitz die Promenade langschlendern und auch für den Spielplatz ist es gut geeignet 😉
Was für spannender Post. Ich kann mich gut an Laras Version erinnern und habe auch kurz überlegt, den Schnitt zu kaufen. Aber hier lagen noch so viele Projektideen… Mir gefällt vor allem diese Kleid-Hose-Illusion. Aber die war es offenbar auch, die dich zwischendurch zweifeln ließ. Beim Lesen zu deinen Dopplungen im Oberteil und bei der oberen Hose musste ich lachen. Ich bin auch eher Team Blickdicht! Letztlich ist es ein sehr schönes und besonderes Teil geworden. Viel Spaß damit und liebe Grüße von Ina
Hallo liebe Ina,
Lara hat den Jumpsuit gezeigt und ich habe sofort das SM gekauft. Das SM zählt nun gerade nicht zur preiswerten Kategorie und daran kann man gut meine Begeisterung gut erkennen.
Ab einem gewissen Alter möchte ich nicht mehr an der Unterwäsche bewertet werden 🙂 Früher war mir das ziemlich egal, aber jetzt darf es dann doch etwas verhaltener sein. So eignet sich der Jumpsuit möglicherweise für einen heißen Tag im Office.
Lieben Dank und liebe Grüße,
Birgit
Liebe Birgit,
ein sehr interessantes Schnittmuster. Gut, dass du nicht aufgegeben hast. Dein Jumpsuit steht dir so gut. Ist es nicht ein komisches Gefühl, nur ein Hosenbein zu haben?
LG, Heike
Das ist wirklich ein außergewöhnlicher Jumpsuit und dein Stoff gefällt mir total gut. So schön sommerlich … Ich bin eher nicht Team Jumpsuit, aber was du über die Umsetzungsmöglichkeiten des Schnittes schreibst, klingt interessant!
Liebe Grüße von Doro
Hi Doro,
oh es gibt ja wirklich viele Menschen, die dem Jumpsuit vor allen wegen der “Örtlichkeiten” nichts abgewinnen können. Das finde ich auch nachvollziehbar. Ich hatte noch keinen “Winter”- Jumpsuit, da mag die Sache anders aussehen, weil ja der Stoff schwerer und fülliger ist. Ich bin gespannt, wie das Handling bei Hali sein wird 🙂
Genau, die unterschiedlichen Möglichkeiten reizen mich sehr.
LG Birgit
Hallo Heike,
das mit dem einen Hosenbein war ja die Blockade in meinem Hirn 🙂 Beim Tragen ist es nicht zu bemerken. Im Schritt ist ja eine “Hose” vorhanden. Ich mag das Teil wirklich sehr.
LG Birgit
Obwohl mein erster Gedanke bei dem Schnitt auch Leinen wäre, finde ich Deine Stoffwahl mit der karierten Baumwolle eigentlich gelungener, weil überraschender. Dein Jumpsuit sieht großartig aus! Wie Susanne bin ich ein Fangirl von Named und gerate gerade schwer in Versuchung. Lieben Gruß Manuela
Hallo Manuela, na da bin ich gespannt ob du dich ausprobieren wirst. Krass, dass es so Einige unter uns gibt, die Named gut kennen. Ich hatte sie bislang nicht auf dem Schirm. Lieben Dank für dein tolles Kompliment. LG Birgit
Das klingt doch nach einem Happy End und es sieht auch nach einem aus. Das bei so einem raffinierten Jumpsuit manchmal die Vorstellung bei der Zusammenstückelung nicht ganz mithalten kann, gehört bestimmt dazu. Du siehst auf jeden Fall toll aus in deinem Hali.
LG Miriam
Hallo Miriam,
lieben Dank für dein Feedback. Ich freue mich sehr.
LG Birgit
Named kenne ich bisher nur dem Namen nach bzw. von gelungenen Umsetzungen bei anderen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch in mein Nähreich ein Schnitt von Named einziehen wird. Den Look, vorne Wickelkleid, hinten Hose finde ich ziemlich toll (und suche genau diesen Look gerade für knielange Shorts, nur Shorts, kein Jumpsuit). Leinen kann ich mir gut vorstellen, ich finde deinen Karostoff aber auch ganz große Klasse. Das einzige, was mich, abgesehen vom Jumpsuit an sich (ja, ich bin auch so eine, die ein Problem mit dem ganz ausziehen beim Örtchen aufsuchen hat), etwas stört, ist das eine etwas freiliegende Bein. Sieht schick aus, aber ich mag auch keine Tops mit einseitig schulterfrei und einem langen Ärmel. Da ist es dann entweder an einem Arm/Bein zu kalt oder am anderen zu warm. Aber das ist mein persönliches Befinden. Dein Jumpsuit an dir gefällt mir super gut. Ich bin gespannt auf die Leinenversion.
Liebe Grüße, heike
Als Jumpsiut- Fan finde ich Deinen Jumpsuit mehr als gelungen, Farbe und Stoff sind super und ich sehe Dich auch über die Grömitzer Promenade flanieren und im Hafen Halt machen… Du passt perfekt so dorthin 🙂
Das Nähmädel- Herz freut sich, wenn am Ende alles passt und der Knoten im Kopf bzgl. Anleitung und kurioser Schnittteile platzt.
Ganz Besonders gefällt mir die Hose-Rock. Illusion, wie Ina bereits geschrieben hat.
Viel Freude beim Tragen.
Liebe Grüße,
Sandra