Zu unserem ersten Besuch in Nordholland wurden wir regelrecht gezwungen. Unsere Frankfurter Kinder hatten uns zur Hochzeit Gutscheine von unterschiedlichen Lokalitäten in Amsterdam geschenkt. Ihre Lobeshymnen über Amsterdam motivierten uns bis dato nicht. So reisten wir dann endlich 2015 zum ersten Mal nach Nordholland. Wir waren derart begeistert, dass wir bereits 2018 ein zweites Mal nach Nordholland fuhren. Unser Weg führte uns, inzwischen mit Enkelmädchen Nummer 1, natürlich auch nach Amsterdam. Mit einer Zweijährigen war der Besuch der Hauptstadt natürlich anders geprägt, so dass ein nochmaliger Urlaub zu Zweit schon damals nicht ausgeschlossen wurde. Unseren 10. Hochzeitstag wollten wir zum Anlass nehmen, Amsterdam und Umgebung erneut zu erkunden.
Für unseren diesjährigen Urlaub suchte ich also nach sehr gut bewerteten Unterkünften, unter Beachtung eines festgelegten Budgets, im Speckgürtel von Amsterdam und mit guter Anbindung zur Bahnstation. Die Suche erwies sich unter Beachtung unserer Ansprüche als aufwändig und ich benötigte mehrere Anläufe. Dann fand ich über Booking das B&B Seanliefde und unsere Entscheidung für 5 Nächte war gefallen. Bislang hatten wir noch kein B&B genutzt und waren entsprechend gespannt.
Gleich vorab: Die Unterkunft, direkt am Kanal gelegen, hat unsere Erwartungen übertroffen. Das Frühstück wurde mit ganz viel Liebe und köstlichen Handmade-Produkten serviert. Uns hat auch das Umweltbewusstsein der ausgesprochen liebenswerten Vermieter gefallen. Mich nach dem Duschen in einen Bademantel kuscheln zu können, fand ich sehr besonders. Die vielen liebvollen Einrichtungsdetails machen diese Unterkunft zu einem gemütlichen Urlaubszuhause. Ich wäre zu gern noch länger geblieben. Bis zur Bahnstation waren zwar fußläufig ca. 15 Minuten Wegstrecke zurückzulegen, dass störte uns jedoch nicht. Der Weg zur Bahn führte weitestgehend am Kanal entlang und somit war die Stecke kurzweilig und interessant.
Den Ankunftstag nutzten wir für einen Spaziergang im Ort, einen ersten holländischen Kaffee und zur allgemeinen Information für unsere geplante Bahnfahrt nach Amsterdam am Folgetag. Die holländischen Hausboote mit ihrem unverwechselbaren Charm faszinieren mich immer noch.
Mein Reiseoutfit einschließlich der Handtasche war übrigens komplett selbst genäht. Meine genähte Steppjacke nach einem Burda Schnittmuster liebe ich auch immer noch sehr.
Die Fahrt mit der Bahn nach Amsterdam Centraal war wie vermutet kurz und angenehm. Die Züge von und nach Wormer fuhren zumindest während unserer Nutzung halbstündig und das Tagesticket für 2 Personen kostete insgesamt 19,80 Euro. Mit der zentralen Lage des Hauptbahnhofes konnte unser nunmehr drittes Abenteuer – Amsterdam – beginnen. Wir besuchten Amsterdam an zwei Tagen, weil wir einfach nicht genug bekommen konnten ;).
Außer dem Besuch des Grachtenmuseum (sehr empfehlenswert), einer Grachtenfahrt im Open boat und der geführten Tour durchs Rotlichtviertel, ließen wir Amsterdam einfach auf uns wirken. Beim Spazieren an den Grachten gab es trotz der Wiederholungen immer noch Neues zu entdecken. Tolle Geschäfte verführten zum Shoppen, in den Straßencafés und Restaurants waren oftmals alle Plätze belegt und natürlich kann man Amsterdam auch immer noch inhalieren, ohne im Coffeeshop gewesen zu sein. Wir konnten neben den vielen Booten auch einen schwimmenden Bagger bei der Arbeit beobachten. Unfassbar, was (absichtlich) in den Grachten landet. Wer macht so etwas?
Wusstet ihr, dass die Häuser an den Grachten sozusagen auf einem Kiefernwald stehen? Okay, nicht direkt. Aber sie stehen auf Kiefernstämmen, welche von Hand in den Boden gerammt wurden. Bild 1 (im Grachtenmuseum) zeigt die unter Wasser stehenden Stämme. Anschaulich wird in dem Museum via Audio Guide, in Videos und mit Lichtspots die Entstehung des Amsterdamer Grachtengürtels, die Bauweise der wundervollen Grachtenhäuser und auch die wirtschaftliche Bedeutsamkeit Amsterdams kurzweilig erklärt. Wir sind (leider) große Museumsmuffel, aber dieses Museum hat uns überzeugt. Empfehlung von Herzen. Interessant waren auch die Erklärungen hinsichtlich der Prostitution in Amsterdam. Die kunstvolle Hommage des unbekannten Künstlers an die Damen, die in dieser Gegend arbeiten, war mir zwischen den Pflastersteinen zuvor nie aufgefallen. Uns wurde erklärt, dass das Berühren der Brustwarze Glück bringen soll.
Ein kulinarisches Highlight war die Atelier-Galerie für Konditorei Pantopia. Was für ein Genuss und was für ein tolles Keramik Geschirr. Seit Anschaffung unserer Siebträger sind wir große Kaffee-Liebhaber und entsprechend anspruchsvoll geworden. Neben dem Kaffee war aber hier ganz besonders das Gebäck ein absoluter Gaumenschmaus. Auch von der Verkaufskultur des Inhabers einer Galerie und Antiquariat waren wir besonders angetan. Zum ausgewählten Bild kauften wir den passenden Bilderrahmen. Mit ganz viel Liebe wurde das Bild für uns verpackt.
Was wir abschließend auch erfahren durften, die holländische Bahn kann auch unpünktlich und das nicht zu knapp ;). Zudem endete der extrem verspätete Zug überraschend drei Stationen vor unserer Station. Im Herdentrieb folgten wir den holländischen Fahrgästen und waren daher insgesamt über eine Stunde länger unterwegs.
Damit der Urlaubsbericht nicht zu langatmig wird, folgt nun spontan die Unterteilung in zwei Teile.
Im zweiten Teil geht es mit dem Rad übers Land und ein Stück weit ans Meer. Folgt mir gern, es wird schön :).
Liebst,
Birgit
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