Unsere Entscheidung, mit dem Rad durch Nordholland zu rollen, war sehr spontan und lag vermutlich an den knapp 29.000 Schritten vom Vortag. Im Seanliefde gibt es Räder zu mieten, was für ein Komfort. Zudem wurden wir von Familie Barreveld mit zwei unterschiedlichen Routen, Tipps und persönlichen Empfehlungen ausgestattet.
Anfangs lag tiefer Nebel über Nordholland, was unsere Euphorie jedoch nicht minderte. Die gewählte Strecke wurde uns mit ca. 38 km angekündigt, vergleichbar mit heimischen Runden, also machbar. Der Weg führte uns über eine Fußgängerfähre, was wir ziemlich spannend fanden. Mit Begeisterung nahmen wir die Streckenbezeichnungen in Form von Ziffern war und bewerteten das als sehr ausländerfreundlich :).
Für einen sehr langen Abschnitt fuhren wir an einem Kanal in einem Naturschutzgebiet (Eilandpolder) entlang. Unfassbar viele Graureiher konnten wir beobachten. Bei näherer Betrachtung oder dem Versuch sie zu fotografieren, flogen sie aufgeschreckt davon.
An der Personenfähre angekommen setzte sich die Fähr(-frau) direkt in Bewegung und nahm uns für 3,10 Euro mit ans gegenüberliegende Ufer. Eine gefühlte Ewigkeit fuhren wir weiter in diesem Naturschutzgebiet. Endlich eine nahezu menschenleere Ortschaft und nach der Durchfuhr sahen wir zum ersten Mal Windmühlen. Diese Windmühlen waren nicht zugänglich und vermutlich zu Wohnzwecken umgebaut. In den vorangegangenen Holland Reisen hatten wir nicht eine Windmühle bestaunen können. Vor unserer ersten Reise (2015) hatte ich noch gedacht, dass diese “wie Sand am Meer” in der Niederlande zu sehen sind.
Auf der gegenüberliegenden Seite, also am Ortsausgang von Schermerhorn hatten wir unser Ziel, die Museumsmühle Schermerhorn erreicht. Das Museum hatte erst vor wenigen Minuten geöffnet und so konnten wir den Dokumentationsfilm (in deutscher Sprache) allein genießen und im Anschluss auch die Mühle ohne weitere Besucher erkunden. Sehr anschaulich wurden wir über die Aufgaben der Mühlen aufgeklärt und waren ziemlich überrascht. Wir hatten vermutet, dass die Mühlen zum Mahlen von z.B. Getreide bestimmt waren. Das deren Aufgabe aber der Wassertransport, also die Trockenlegung und damit die Gewinnung von Land gewesen ist, war uns Beiden absolut neu. Es hatte also einen Grund, warum immer mehrere Mühlen beieinander standen. Eine Mühle konnte das Wasser jeweils nur in begrenzter Höhe nach oben transportieren, so dass mehreren Mühlen zum Einsatz kommen mussten.
Auf dem folgenden Bild ist an der braunen Holzhütte die ehemalige Wasserlinie dargestellt. Fast nicht vorstellbar, wie viel Wasser von der archimedischen Schraube (siehe Bild neben der Laterne) bis zur Trockenlegung befördert werden musste.
Nach einer ausführlichen Besichtigung radelten wir weiter und waren inzwischen auch für eine gemütliche Lokalität bereit. Unser Weg führte uns noch immer durch das Naturschutzgebiet und wenig Zivilisation. Endlich ein erstes Restaurant und die Frage, ob dieses oder ein nächstes stellten wir uns nicht. Mit dem Zwischenstopp im Het Genot van Grootschermer hatten wir eine sehr gute Wahl getroffen, denn unser Essen war von ausgezeichneter Qualität. Zudem konnten wir später feststellen, dass es auf unserem Weg kein weiteres Lokal gegeben hätte. Glück gehabt :). Unser Weg führte an einigen kleinen Ortschaften vorbei. Allesamt waren sie zauberhaft anzusehen und wirkten insgesamt so aufgeräumt.
Ist euch aufgefallen, dass wir nicht mit E-Bikes unterwegs gewesen sind? Nach ehrlichen 45 km hat mir nicht nur mein Hintern ordentlich weh getan, sondern auch die Oberschenkel brannten ordentlich. Trotz der Anstrengungen war dieser Ausflug mit dem Rad mein Urlaubshighlight. Das war wirklich Nordholland fühlen, einschließlich des Nebels und der damit verbundenen Feuchtigkeit.
An unserem 10. Hochzeitstag, der eigentliche Grund unserer Reise, fuhren wir zuerst nach Volendam und dann über Alkmaar an die Nordsee nach Egmond aan Zee. Wir waren froh, dass wir bereits Vormittag in Volendam angekommen waren. Ab Mittag wurde es dann mit den vielen Reisebussen voll. Das Interesse an den bunten Holzhäusern und dem Hafen schien allgemein groß. In Alkmaar kauften wir Käse und danach fuhren wir ans Meer (Nordsee). Mit unserer Fahrradtour am Vortag hatten wir irgendwie die Urlaubermengen unterschätzt. Es war unglaublich voll und alles andere als romantisch. Allein von der Parkplatzsuche waren wir genervt und blieben nicht lange vor Ort. Auf unserem Rückweg zum Urlaubszuhause fanden wir ein kleines feines italienisches Restaurant und konnten unserem Anlass entsprechend ein tolles Essen zu Zweit genießen.
Mit Nordholland sind wir noch nicht am Ende. Ich hoffe auf ein Wiedersehen und sogar in unserer Unterkunft. Der Heimweg führte uns über Frankfurt. Dort wollten wir unbedingt ein schönes Geburtstagsfrühstück veranstalten. Außerdem hatte ich das Halloween Kleid im Gepäck und wollte littleM damit überraschen. Der Post zum Kleid folgt in Kürze.
Bis zum Jahresende gibt es hier dann wieder ausschließlich Nähcontent und natürlich folgt auch die ausführliche Vorstellung meiner bunten Steppjacke :).
Habt ein gemütliches Wochenende,
liebst Birgit
Also ich lese ja gerne auch die Reiseberichte bei dir. Vor allem wenn sie von Gegenden berichten, die ich nicht kenne. So wie Nordholland oder Holland überhaupt. In der Tat sieht alles sehr aufgeräumt und manierlich aus. Auch im Nebel. 45km mit dem Rad, und ohne E, das ist ordentlich, Chapeau. Die großen Fußstapfen in Form der gelben Klompen hast du dir da redlich verdient 😉 Und herzlichen Glückwunsch zum 10. Hochzeitstag!
Liebe Grüße, heike
Lese gerne hier mit…. Holland ist immer wieder schön.
LG
Christine
Herzlichen Glückwunsch zur Rosenhochzeit
Mögen noch viele glückliche Jahre folgen.
Schöne Impressionen hast du uns mitgebracht. Da werden Erinnerungen wach.
Die 45 ehrlichen Kilometer sind eine beachtliche Leistung. Da hat man sich ein gutes Abendessen wahrlich verdient.
Liebe Grüße von
Heike
Vielen Dank für diese zwei Reiseberichte zu Holland/Amsterdam.
Das Grachtenmuseum aus deinem ersten Teil habe ich mir direkt notiert.
Das die Mühlen zur Entwässerung dienten, war mir auch neu. Spannend!
Und das ihr scheinbar in einem ähnlichen Zeitraum wie wir geheiratet habt, freut mich irgendwie auch sehr und ich gratuliere euch nochmal herzlich zu 10 Jahren!
LG Miriam