Zu gerne hätte ich die Weste aus dem gleichen Stoff genäht. Aber nach meinem Einkauf für mein Latzkleid muss doch noch jemand an dem bis dahin stiefmütterlich bedachten Stoff gefallen gefunden haben. Er war tatsächlich weg. Kennt ihr das? Man hat sich ganz fest eine Idee zurecht gelegt und ist auch bereits völlig begeistert von der Genialität? Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie deprimiert ich um sämtliche Ballen in dem großen Stoffladen geschlichen bin. 30 Jahre jünger und ich wäre wohl in Tränen ausgebrochen. Ich konnte noch nicht mal annähernd einen Stoff finden, zumindest nicht in schwarz-rot. Für Minuten war ich wirklich in Schockstarre versetzt. Eine Chance hatte ich noch, obwohl ich mir ganz sicher war, dort nicht fündig zu werden. Im Galaria Kaufhof gibt es inzwischen auch wieder eine Stoffecke. Sie wird aber dermaßen stiefmütterlich behandelt, dass eine Einsparung dessen vorprogrammiert ist. Entsprechend skeptisch machte ich mich auf den Weg und fand dort diesen Pepita. Das Material überzeugte mich und die Farben stimmten. Und außerdem blieb mir nicht wirklich eine Wahl.
Den Schnitt könnte ich nun fast mein Eigen nennen. Naja nicht wirklich. Ich habe die Hochzeitsweste meines Mannes kopiert. Das macht sich bei so einem Kleidungsstück ganz leicht. Ich brauchte sie also auch nicht auseinanderschneiden. Natürlich gab es kleine Zwischenproben. Mein Mann ist nämlich der kritischste Begutachter meiner Werke. Mit dem Ergebnis bin offensichtlich nicht nur ich zufrieden. Mein Mann scheint sich wirklich wohl darin zu fühlen und hat die Weste nun schon mehrmals getragen. Sogar zum großen Familienweihnachtsessen bei uns zu Hause.
Ich denke, dass das ein Kleidungsstück mit Wiederholungscharakter sein wird. Auf den Bildern könnt ihr erkennen, dass ich noch immer liebend gern mit Heftfaden arbeite. Das es noch nicht aus der Mode gekommen ist, sehe ich bei den Arbeiten von Sebastian Hoofs. Ich freue mich bei jedem Foto von ihm, wenn ich gelernte Techniken in seinen Arbeiten wiederfinde. Ich kann euch seine Seite wirklich wärmstens empfehlen und insgeheim träume ich schon von einem Kurs bei ihm. Ich habe auch schon eine liebenswerte Person gefunden, die ein ähnlich großes Interesse hat. Die liebe Julia. Wir haben uns noch im alten Jahr in Frankfurt getroffen. Von ihren Arbeiten bin ich wahnsinnig beeindruckt. Sie trug ihren glamourösen selbstgenähten Turnbeutel und einen wahnsinnig tollen Mantel. Ich bin gespannt, wann sie euch diesen endlich auf Ihrer Seite oder auch in der Community vorstellen wird.
Wie auch bei meinem Latzkleid haben wir die Fotos am Folgetag geschossen. Am Abend trug mein Mann eine schwarze Hose. Dass sich die Weste auch sportlich zu Jeans tragen lässt, macht ihren Einsatz noch umfangreicher.
Als Nächstes werdet ihr hoffentlich meinen ersten Mantel bestaunen. Daher bis ganz bald,
Birgit