Kennt ihr auch den Satz: “Jeder sollte eine Pommeshose haben”? Ich fühlte mich bedingungslos angesprochen und betrachtete neidvoll all die schönen Modelle der Probenäherinnen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich der Auslieferung dieses Stoffes entgegengefiebert habe. Natürlich gehörte ich ebenfalls zur Masse derjenigen, die auf eine Nachlieferung warten musste. Was war ich froh, dass ich den Stoff vorbestellen durfte, um auch wirklich eine Chance auf den heiß geliebten Jersey zu haben. Klar, dass ich nicht nur ein Meter orderte, es waren großzügige 4 Meter. Endlich und noch vor Weihnachten durfte ich meine “abbekommenen” Meter voller Vorfreude in Empfang nehmen. Ja und dann lagen sie da, diese gesamten vier Meter Jersey. Hatte ich tatsächlich diese Farbe gewählt?. Klar hatte ich, denn meine Lieblingsfarben standen gar nicht zur Auswahl. Hmmmm …
Die Vorfreude verpuffte ziemlich schnell und die Frage, was ich denn aus diesem Stoff nähen könnte, stand im Raum. Schnell stellte ich mir auch die Frage, warum ich nur diesen Jersey unbedingt haben wollte. Heimlich (heimlich deshalb, weil es keine Veröffentlichung davon gibt) nähte ich aus dem ersten Meter Herrenunterhosen. Ich fand das lustige Motiv und auch die Qualität geeignet und immerhin trägt mein Mann seine Unterhose noch immer regelmäßig. Die anderen Meter schlummerten weitere Monate im Schrank und wurden maximal im Stofflager hin und her bewegt, nämlich dann, wenn vom Winter auf Sommer, auf Winter umgeräumt wurde. Nur mein Bedürfnis neuer Homewear und die Einsicht Stoffe abzubauen, ließen diesen Zweiteiler entstehen. Ob die Verwendung des Jerseys als Homewear meine vorangegangene Gier wirklich rechtfertigt, möchte ich inzwischen verneinen.
An dieser Stelle will ich auch noch verrraten, dass es noch ein weiteres großes Stoffpaket bei mir gibt, welches ich vermutlich nicht mehr in mein Stoffarchiv übernehmen werde. Zur Erklärung: Wir renovieren gerade unser Schlafzimmer aufwändig. Dazu gehört somit auch mein Nähbereich. Ich werde also noch in diesem Jahr einen größeren Arbeitsbereich haben.
Bei diesem Stoff (vor dem Pommesstoff gekauft) war ich wirklich sehr, sehr enttäuscht. Natürlich haben alle Probenäherinnen einen fantastischen Job erledigt, denn auch dieser Stoff (als “Destroyed Jersey” beworben) war ganz schnell ausverkauft und auch hier habe ich erst im zweiten Anlauf Glück gehabt. Klar, dass nicht alle ursprünglichen Farben zur Verfügung standen. Mein Gedanke: Hauptsache ich ergattere überhaut etwas von dem begehrten “Jersey”.
Dann kam mein Stoff und mit ihm das Entsetzen. Ich war mir sicher, dass ich Jersey definieren und erst recht erkennen kann. Dieser wurde als Jersey verkauft und fühlte sich leider gar nicht danach an. Vermutlich hatte ich die Stoffzusammensetzungen nicht gelesen (sofern überhaupt veröffentlicht), so meine persönliche Rechtfertigung. Dann gab es ein erstes Nähbeispiel einer Hobbynäherin – nein keiner Probenäherin. Neben meiner “gefühlten” Enttäuschung kam dann auch noch die Offenbahrung, dass er sich schrecklich verarbeiten lässt. “Bei den Löchern aufpassen, diese ziehen leicht Laufmaschen, also besser mit Klammern arbeiten, als mit Stecknadeln und nach nur kurzem Tragen bilden sich erste Knötchen”. Und das hatten all die vielen Probenäherinnen zuvor nicht bemerkt? Ich frage mich auch immer noch, was wohl die vielen anderen Käuferinnen von ihren gewählten Stoffen genäht haben? Zu sehen gab es für mich nämlich insgesamt über die Jahre verteilt ganze zwei Beispiele und dabei schätze ich mich selbst als aktive Instagram-Nutzerin ein. Hier bin ich im Übrigen auch auf beide Stoffe aufmerksam geworden.
Seit dem Einkauf des Pommesstoffs gehe ich mit “gehypten Stoffen” viel gelassener um. Ich muss sogar feststellen, dass ich noch mehr Abstand nehme, je öfter die entsprechenden Stoffe, Bänder usw. via social media angepriesen werden. Es schleicht sich dann alsbald der Gedanke bei mir ein, dass ich gerade dann kein Einzelstück mehr trage. Zudem kommt, dass ich noch immer viel lieber Stoffe streichle, bevor ich mich zum Kauf entschließe. Leider sind mir vor allem örtliche Grenzen gesetzt und auch Händler können nicht Alles parat haben, so dass ich immer wieder gern in Onlineshops stöbere. Ich lasse mich natürlich gern inspirieren, aber alles in einem gesunden Maß.
Nun noch kleine fachliche Details zum Zweiteiler. Beide Schnitte sind von burda. Während die Hose ein Kaufschnitt ist, stammt das Oberteil aus der burda style 09/2018. Ein wirklich interessanter Schnitt, ich jedenfalls mag ihn und werde ihn für weitere Sweatshirts verwenden. Den Streifen habe ich wegen der Optik eingesetzt und dafür den Ärmel im Schnitt geteilt. Der Pommes-Jersey hat eine fantastische Qualität, aber auch mein in gelb gewählter Sweat ist perfekt. Ich habe diesen inzwischen auch schon in rosa gekauft. Vernäht gibt es ihn bald zu sehen. Marlena trägt ihren Zweiteiler bereits. Und dann habe ich noch einen karierten Mantel zu zeigen. Da hoffe ich auf baldige Bilder meiner Tochter. Für sie habe ich zum Geburtstag den 10. Mantel genäht. Wir haben gezählt und ich war ein wenig beeindruckt.
Es gibt also trotz Nähpause demnächst noch schöne Sachen hier zu sehen.
Habts fein, ihr Lieben
(Ich habe gerade gegoogelt, der Destroyed Jersey ist noch zu finden. Ich hätte da etwas Meter für umsonst abzugeben, Porto exklusiv)
Och, ich find deine Pommeshose cool! Ich würd damit aber auch nicht draussen rumlaufen. Ein Werbeopfer bin ich eher nicht, dafür aber eine Schnäppchenjägerin. Neulich hab ich mir eine 50 m Stoff-Überraschungs-tüte bestellt, für 50 Eur (plus Versand). Und am liebsten würd ich mir gleich noch eine bestellen, weil da so tolle Sachen drin waren (mach ich natürlich nicht, aber so in einem halben Jahr vieleicht?). Ich hab daraus aber auch schon 3 Kinderleggings und ein Sportshirt für mich genäht.
Mantel nähen ist was das ich jetzt mal probieren möchte. Ich bin eher der Typ Parka, aber mein alter Dufflecoat für schön kriegt Pilling und ist nimmer ganz so schön.
LG
Martina
Hallo Martina, natürlich ist die Pommeshose cool. Nur der Aufwand, den ich veranstalten musste um dieses Stöffchen zu bekommen, halte ich heute nicht mehr für gerechtfertigt. Auch dass ich unbedingt diesen Stoff haben musste, wunderte mich bereits nach Lieferung. Aber die zuvor erfolgte Werbung um diesen Stoff hat in meinem Fall zu 100 Prozent funktioniert 🙂 Das ist ja auch Ziel der Stoffhändler. Diese Wundertüten habe ich auch schon bemerkt. Meine Angst, dass Stoffe dabei sind, welche ich nicht verwenden kann, schreckt mich jedoch ab. Ein Dufflecoat ist ja auch schon eine anspruchsvolle Sache. Da wird dir auch der mantel gelingen. Liebe Grüße und liebsten Dank für deinen Besuch, Birgit
Ich freue mich schon sehr auf den Mantel, denn bei Insta habe ich ja schon einen kleinen Vorgeschmack gesehen. Deinen Post über uns Näherinnen als Werbeopfer habe ich mit großen Interesse gelesen. Denn was Du beschreibst, kann ich gut nachvollziehen, auch wenn ich mich bisher bei den sogenannten “Trend-Stoffen” zurückhalten konnte. Das lag aber auch wirklich daran, dass ich inzwischen viel lieber Stoffe direkt kaufe und nicht im Internet bestelle. Und bei vielen Probenäherinnen bin ich vorsichtig. Da habe ich den Eindruck, dass sie auf Teufel-komm-raus die neuen Stoffe in teilweise abenteuerlichen Kombinationen verarbeiten, sich als Erwachsene in kindliche Designs hüllen und alles bewerben, was sie kostenlos zur Verfügung gestellt wurden. Das ist mir zu unreflektiert und unkritisch. Aber auch Schnittmuster können so einen Sog entwickeln. Ich denke nur an das Raven-Kleid aus der LMV. Ich habe dem widerstanden, was vernünftig war, denn leicht modifiziert findet man diesen Schnitt auch woanders und am Ende hat mich die Raven-Kleid-Schwemme eher abgeschreckt. So, nun noch zu Deinem Hausanzug. Ich finde, der macht gerade jetzt im Herbst/Winter so richtig gute Laune und ist eine herrliche Alternative zu den üblichen Schlumperklamotten. Und wenn Du noch was übrig hast, dann kann da auch noch ein Schlafi für Little-Marlena draus werden. Liebe Grüße von Ina
Liebe Ina, du sprichst bzw schreibst mir aus dem Herzen. Insgesamt ein sensibles Thema, aber da wir zwei nicht vom Hobby leben müssen, können wir uns ungeniert darüber austauschen. Mit DD hast du vermutlich einen kleinen Vorteil was Stoffgeschäfte betrifft. Zudem der Hollandmarkt sozusagen vor der Tür. Für diesen müsste ich jeweils fast 2,5 Stunden Anfahrt in Kauf nehmen. Das ist er mir dann auch nicht Wert. Von daher kaufe ich Onlinenoch immer mit gemischetn Gefühlen. Bis auf den Destroyed habe ich mich glücklicherweise noch nicht ärgern müssen. Bei den Schnittmustern bin ich extrem vorsichtig. Bislang habe ich nur zwei Taschenschnitte online gekauft. Den Hype um sehr viele Schnittmuster kann ich nicht nachvollziehen. Hinzu kommt, dass mir vieles aus der burda oder anderen Schnittzeitschriften bekannt ist. Zumindest von den Grundformen. Dann ist mir aus meinen Lehrjahren noch in Erinnerung, dass für die Schnittkonstruktionen eine separate einjährige Ausbildung in Berlin erforderlich war. Wir hatten auch Schnittkonstruktion als Fach und ich hatte schon damals Respekt vorm Schnitte erstellen. Als Maßschneider hatten wir ja tatsächlich nach den jeweiligen Körpermaßen zu arbeiten. Von daher bin ich sehr skeptisch was Schnittmuster betrifft 🙂 Und wie du sagst, die Schwemme gleicher Schnitte schreckt mich auch ab. Ich will ja gern individuell gekleidet sein und das ist dann gerade nicht der Fall 🙂
Noch habe ich keine Bilder vom Mantel. Ich weiß nur, dass er passt und meine Tochter begeistert ist. Der Stoff hat sich super vernäht, bei dem Preis war das auch zu vermuten. Momentan sind wir noch am Renovieren, so dass meine Nähmaschine noch pausiert. Dann kann ich mich aber auf einen neuen Arbeitsbereich freuen und werde bestimmt kleine Einblicke fotografisch festhalten. Ich bin gespannt, was du in der Zwischenzeit gezaubert hast…
Ganz liebe Grüße Birgit