Valentina du warst eine Herausforderung für mich.
Die Schnittmuster von La Bavarese haben es bei mir bislang nicht über eine engere Auswahl geschafft. Dabei spielten Zweifel an der Qualität der Schnittmuster nie eine Rolle. Ich war überzeugt, dass ich irgendwann ein Schnittmuster von Anja umsetzen werde.
Im Sommer zeigte die liebe Ina von Fitzladen auf Instagram ihr Midsommar – Kleid Ich war sehr begeistert von ihrem Kleid und zack hatte sie mich angesteckt. Ich kaufte mir das Schnittmuster und plante das Kleid für nach dem Sommer.
Mit der nahenden Silberhochzeitsparty im Grünen und der im Shop von Bara-Studio gefundenen Viskose stand die Umsetzung fest. Schnittmuster kleben, kopieren und zuschneiden waren recht schnell erledigt. Seit meinem Trenchcoat nach Maßschnittmuster kopiere ich alle SM in Größe 40 (schmaler nähen geht ja immer) und so auch Valentina. Da ich ein langes Kleid haben wollte, gab ich in der Länge großzügige Zentimeter zu. Leider habe ich die Angabe nicht notiert.
Ina hatte ja darüber geschrieben, dass bei den Blenden besonders exakt gearbeitet werden muss, wenn das Ergebnis perfekt werden soll. Ich war beim Nähen der Blende dementsprechend konzentriert und mit dem Ergebnis dann auch zufrieden. Das Vorderteil habe ich gedoppelt. Neben der schönen Innenansicht finde ich auch das Gefühl beim Tragen aufgrund der beiden Stofflagen insgesamt vorteilhafter. Im Rückenteil habe ich bis zum halben Rücken mit Beleg gearbeitet, so wie bei den klassischen Herrenhemden.


Weiter ging es dann entsprechend der Beschreibung. Für die erste Anprobe wollte ich bis auf Ärmel alles soweit zusammengenäht haben. Folglich musste auch das Rückenteil gesmokt sein. Vor diesem Arbeitsschritt hatte ich großen Respekt. Die Nahtlinie habe ich mir hierfür mit Heftfaden gekennzeichnet. Die wenigen gesmokten Nähte gelangen mir bislang gut und dennoch schaute ich mir Anjas Tipps an.
Optisch sah die Taillierung mit beiden Nähten gut aus und so nähte ich beide Seitennähte zusammen. Endlich eine erste Anprobe mit dem Ergebnis, dass mir das Kleid zu weit war. Ich mag ja ein lockeren Fall, aber das was ich sah, gefiel mir nicht. Wie schön das Ina neben Instagram auch ihren Blog am Laufen hält. Sie schreibt in ihren Posts übers Schnittmuster, dem Nähen und den erfolgten Änderungen. Also schaute ich auf Inas Blog und konnte lesen, dass sie beide Kleider in Größe 38 genäht hatte und “…die Größe 38, die wirklich sehr locker fällt”. Hätte ich ihren Blogpost doch nur vor dem Zuschneiden diesbezüglich geprüft. Nun war ich überzeugt, eine Änderung muss her. Mir kam die Idee, am Smokgummi zu ziehen, um das Kleid auf diese Weise enger zu machen. Das ging ordentlich schief, denn ein gleichmäßiges Verteilen der Weite gelang mir nicht. Der Gummi ließ sich nicht gleichmäßig und schon gar nicht über eine größere Strecke ziehen. Ein Zurück in den ursprünglichen Zustand funktionierte ebenfalls nicht.
Ich trennte also beide Nähte auf und startete in Versuch Nummer 2. Dabei spannte ich den Gummi etwas fester und erhielt so ein engeres Smoken. Bitte betrachtet diesen Hinweis nicht als echten Nähttipp. Ich habe es einfach so versucht und es hat funktioniert. Logisch das ich auf diesem Weg eine schmalere Taillierung erreichte. Was ich natürlich nicht beachtet hatte, dass sich die Seitennaht an dieser Stelle entsprechend nach hinten bewegte. Anja hat nämlich absichtlich die Weite in das Vorderteil gelegt, damit der Rücken nicht so voluminös wird. Für mich stand somit ein weiteres Trennen an und gefrustet wurde das unfertige Kleid anschließend auf die Puppe platziert. Inzwischen war auch klar, dass ich es zum geplanten Termin nicht schaffen würde und dann spielte mir auch noch der Wetterbericht in die Karten. So hing das Kleid über Wochen unfertig auf meiner Puppe und ich sah eine Fertigstellung in weite Ferne rutschen. Überraschend wurde für Mitte Oktober eine Tanzveranstaltung geplant und für mich war das die beste Gelegenheit das Kleid zu vollenden.
Zuerst verschmälerte ich Vorder- und Rückenteile auf beiden Seiten um 1,5 cm. Außerdem plante ich Seitentaschen ein. Vorsorglich nähte ich die Seitennähte zwecks Anprobe mit großen Stichen. Kurz kam mir auch die Idee, das ich aufgrund der Änderungen auf das Smoken im Rücken verzichten könnte. Also schlüpfte ich in das Kleid mit der Feststellung, dass meine Änderungen glücklicherweise nicht zu großzügig erfolgt waren. Wie macht ihr das eigentlich mit der Rückenansicht? Ich frage relativ oft meinen Mann und bitte um ein Feedback oder sogar um ein Foto. Ich drehte mich also vor ihm und fragte gezielt nach der Optik von hinten. “Ja ist okay, sieht aus wie eine reife Frau”, so sein Kommentar. Was für ein Feedback…nach diesem Hinweis stand für mich das neuerliche Smoken fest.
Wer denkt das der dritte Versuch erfolgreich war?
Konzentriert und auch mit locker aufgefädelter Unterfaden-(gummi)spule nähte ich den Gummi an. Der Stoff reihte sich sanft und ich war voller Hoffnung. Schnell die Seitennähte provisorisch geschlossen und schon stand ich euphorisch vor dem Spiegel. Das Gefühl in der Taille war gut, aber leider zog die Seitennaht erneut nach hinten. Vermutlich hätte ich das Rückenteil nicht verschmälern sollen, so mein Gedanke. Ich stellte mir nun aber auch die Frage, wie die Seitennaht bei den vielen Designbeispielen aussieht. Einige Valentinas sind extrem am Körper anliegend, was auf ein starkes Smoken schließen lässt. Schade das die meisten Fotos Valentina von vorn und manchmal auch von hinten zeigen. Eindeutige Fotos mit einer Seitenansicht konnte ich leider nicht finden. Für mich stand dennoch fest, dass es so nicht bleiben kann. Also nochmals alles aufgetrennt und nur einen Hauch gesmokt. Endlich konnte ich die Seiten mit französischen Nähten schließen.

Jetzt schnell noch die Ärmel einnähen, so mein Gedanke. Die vielen Markierungsknipse sollen ja das Einnähen der Ärmel erleichtern. Wiederholt musste ich aber feststellen, dass mich die vielen Knipse eher verwirren. Es brauchte mehrere Versuche bis ich mit dem Fall der Ärmel zufrieden war. Bei der Länge der Ärmel durfte mein Mann entscheiden. Mir hätte auch die 3/4 Länge gefallen, fand lang aber auch nicht schlecht. Nach einem langen Abend im Kleid bin ich glücklich mit den Ärmeln. Der gesmokte Abschluss ist praktisch und gefällt mir sehr.
Mit Valentina ging es zum Tanzabend und am Folgetag zu einem kurzen Spaziergang in den Wald. Es tanzte sich hervorragend in dem Kleid. Der Wohlfühlfaktor im Schulter-, Arm- und Brustbereich bei allen Tanzbewegungen ist hoch. Die leichte Taillenbetonung gefällt mir.



Fazit: Ich mag mein Kleid, sehr sogar.


Ich freue mich, dass ich Valentina mit Stiefeln tragen kann. Kombiniert mit Strickjacke werde ich das Kleid in den kommenden Wochen sicher öfter ausführen. Bei dem Stoffkauf brauchte ich übrigens mehrere Anläufe. Orange in Kombination mit dem Blättermotiv fand ich für den Herbst passend. Ich hatte nur Angst, dass der Stoff möglichweise leuchtend orange, also anders als auf dem Bild im Shop, aussehen könnte. Auf Christina ist jedoch wirklich verlass. Als das Paket hier eintraf, war meine Freude groß. Falls ihr euch fragt, ob sich das viele Trennen nachteilig auf den Stoff ausgewirkt hat, zum Glück nicht. Ohne Schere und immer nur in kleinen Stücken habe ich die Fäden gelöst.
Inzwischen arbeite ich am nächsten Projekt. Es geht wohl in diesem Winter nichts über Steppstoff. Meine Idee im Kopf hat funktioniert, aber davon später mehr.
Habt ein gemütliches Herbstwochenende und liebsten Dank für das Lesen meines Post.
Birgit
Wunderschön – die Mühe hat sich so gelohnt! Ich bewundere, dass du dran geblieben bist. Außer dem grdoppelten VT ist das Kleid aber nicht gefüttert, oder?
Ö
Lg mascha
Obwohl du einige Umwege nehmen musstest, um zum Ziel zu kommen, das Ergebnis überzeugt auf ganzer Linie;
Sehrsehr hübsch!
LG von Susanne
Hallo Birgit,
Ein wunderschöner Mantel ist das geworden! Ich hatte auch schon das Problem, dass ich meinen Traumschnitt in der Burda gefunden hatte, aber im “Große Größen” Bereich. Bislang habe ich mich nur einmal getraut, einen Schnitt von 44 auf 38 runter zu skalieren, bei einem Mantel stelle ich mir das schon schwierig vor. Daher umso besser, dass er so gut passt auch in der größeren Größe!
Steppstoff habe ich schon ewig nicht mehr vernäht. Vor fast 20 Jahren hab ich mir mal einen Stepprock gemacht. Aber Dein Post macht mir richtig Lust darauf, auch mal wieder Steppstoff zu probieren.
LG
Theresia