Eigentlich wollte ich in diesem Jahr weniger Stoffe kaufen. Hätte ich zu dem Zeitpunkt schon gewusst, dass pink und gelb unter anderem zu den Trendfarben 2023 gehören, wäre ich wohl zurückhaltender in meinem Vorhaben gewesen. Schlimm nur, dass es natürlich diese Farben auch als Meterwaren zu finden gibt 🙂
Neben pink gehört auch gelb schon lange zu meiner Lieblingsfarbe, unabhängig ob sie angesagt ist oder nicht. Pinkfarbene Kleidung gab es fast ausschließlich für meine Tochter, bis sie dann irgendwann widersprochen hat. Neben gelber Kleidung war ich 13 Jahre stolze Besitzerin eines gelben Autos 🙂
Nach meinem erfolgreichen pinken Stoffkauf schaue ich hin und wieder auf die Seite von “The Fabrics Sales” und fand dort diesen “Stan Amalfi Yellow Cotton Viscose Blend” Stoff, geführt unter dem Designer Haida Ackermann. Er war zu schön als das ich ihn hätte ignorieren können. Erschwerend für mein eigentliches Vorhaben kam dann noch meine positive Shop-Erfahrung hinzu.
Vor dem Zuschnitt musste ich mir Gedanken über die rechte und linke Stoffseite machen. Eine Seite war sehr glänzend und die zweite Seite stumpf mit einer unregelmäßigen Webstruktur. Für ein festliches Kleidungsstück hätte ich wohl die glänzende Seite als rechte Seite verwendet. In Gedanken an den eher sportlich schicken Charakter meines Projektes, fiel die Entscheidung die stumpfe Seite außen zu tragen.
Neben meinem pinken Anzug habe ich jetzt ganz aktuell diesen weiteren Farbtupfer im Kleiderschrank.
Allein die Bilder zeigen vermutlich, wie wohl ich mich in dem neuen Zweiteiler fühle. Ich kürze den Post dennoch nicht ab, denn ich habe für den Blazer das neuen Schnittmuster – Ricarda – von La Bavarese umgesetzt. Erneut habe ich mir das Papierschnittmuster gekauft, weil ich ihre kleinen Anleitungsheftchen so liebe. Zu recht wie sich auch bei diesem doch umfangreich zu nähenden Projekt gezeigt hat.
Ich komme nur kurz zur Hose. Dieses alte SM habe ich nun schon zum dritten Mal verwendet, ein einfacher Burda Schnitt. Einen größeren kreativen Spielraum hat meine Stoffmenge nicht zugelassen. Ich hatte beim pinkfarbenen Stoff ca. 40 cm übrig und war der Meinung diesen hier einsparen zu können. Folglich mussten mir 2,60 Meter für den geplanten Zweiteiler reichen. Unbedingt wollte ich mit dem Nähen beginnen, noch bevor das SM für den Blazer zur Verfügung stand. Die Taschenbeutel sind daher auch aus einem anderen Material. Ich wollte so viel Stoff wie möglich sparen. Das SM sieht im Bund vollständig Gummizug vor. Ich habe hier die optisch bessere Methode umgesetzt und den Gummizug nur in der Rückseite verwendet. Die Falte habe ich anhand des vorderen Bund angepasst. Die Differenz von Vorderhose zu Bund ergab dann jeweils die Falte.

Mehr gibt es zur Hose auch nicht zu sagen, ein schnell genähtes Projekt mit feinem Innenleben und großem Wohlfühlfaktor. Der Vorteil, die Hose kann ich sowohl in der Taille tragen, als auch hüftig, wie ich im Nachhinein feststellen konnte 🙂
Dann endlich konnte ich mit dem Blazer beginnen. Ohne Puzzeln (im Bild der grobe Zuschnittplan) und geringfügiger Einschränkung bei der Umsetzung ging es nicht. Für den tollen Ärmelschlitz hat der Stoff leider nicht mehr gereicht.
Der Anleitung folgend begann ich mit dem Blazer Ricarda. Anja von La Bbavarese zeigt nicht nur in ihren Videos ausführlich die Wirkung von Einlagen, sondern weist auch in ihrem Heft ausführlich auf Besonderheiten hin. Trotz meiner gewünschten lässigen Form wurden sämtliche Teile (mit Ausnahme des vorderen Belegs/Oberkragen) mit bieelastischer (gleicher) Einlage verstärkt.
Bei der Taschenverarbeitung habe ich mich vollständig auf Anjas Beschreibung eingelassen. Ich wollte endlich einen Vergleich zu meiner “alten” Methode haben. Anders als sonst, wurde der Futterstoff beim Paspel-Pattenklappe aufnähen nicht unter dem späteren Eingriff gelegt. Die zweite Unterscheidung gab es bei den Paspeln. Während ich den Paspelstreifen einlagig am Eingriff feststeppe, wird hier der Paspel bereits im Bruch festgesteppt und hat somit seine direkte Breite vorgegeben. Bei meiner Methode lege ich den Paspelstreifen später um die Nahtzugabe und steppe die Paspelbreite im Anschluss fest (hierzu gibt es ein Reel auf meinem Instagram Account). Anjas Methode garantiert einen schöne gleichmäßige Paspelbreite, während bei meiner Methode exakt umgelegt und die Breite akkurat genäht werden muss, was vermutlich zeitaufwendiger ist. Der Taschenbeutel wird an die Nahtzugabe der unteren Paspel genäht, der weitere Taschenbeutel an der Saumzugabe der oberen Paspel. Alle weiteren Details ähneln meiner Methode d.h. sämtliche wichtigen Nähte werden gut beschrieben. Optisch bin ich zu einem tollen Ergebnis gelangt und habe auf Instagram bereits tolles Feedback erhalten.
Dennoch werde ich diese Methode vermutlich nicht übernehmen. Ich habe überlegt, warum der Taschenbeutel bei meiner Methode im Eingriff mit angenäht wird. Garantiert habe ich in meiner Ausbildung auch die Erklärung erhalten, aber mein Desinteresse nach der Ausbildung war einfach zu lange. Ich vermute, es dient der allgemeinen Stabilität. Auch die Belastung der Taschen bei intensiver Nutzung wird durch den um den Tascheneingriff festgesteppten Taschenbeutel gleichmäßiger verteilt. Bei der Steppnaht über dem oberen Paspel werden beide Taschenbeutel erfasst und verringern ggf. das Ausreißen bei intensiver Nutzung. Die Belastung liegt dann eben nicht nur auf der unteren Eingriffsnaht. Außerdem finde ich die wirklich sehr schmal gehaltenen Paspelstreifen (laut Anleitung Breite 3 cm insgesamt, halbiert 1,5 cm abzüglich 0,7 cm Steppnaht) unhandlich. Ein stufenweises Abschneiden der jeweiligen Lagen ist nicht möglich und gefühlt kommt mir der Bereich steif und dick vor.
Dies ist keineswegs als Kritik am SM zu verstehen, sondern war tatsächlich ein reiner privater Test. Mit der im SM wirklich gut bebilderten Beschreibung sind erstklassige Ergebnisse möglich.
Was im SM auch immer wieder betont wird, ist das intensive Bügeln. Bei diesen aufwendigen Projekten kommen dann die von meinem Mann angefertigten Bügelhilfen mit Freude zum Einsatz.
Natürlich hat Anjas SM einen Ober- und einen Unterkragen. Auch hier unterscheidet sie sich von vielen anderen Anbietern. Die Beschreibung zum Nähen des Kragens des Beleges usw. sind bereits im Heft sehr gut. Anja stellt darüber hinaus aber auch Videos zur Verfügung, echt Wahnsinn welche Mühe sie sich mit ihren SM macht.
Ein wenig habe ich mit der linken und rechten Stoffseite gespielt. So zeigen der innere Kragensteg, rückseitige Beleg und Unterkragen die linke (glänzende) Seite. Bei meinem Label werden inzwischen Nahtende und -anfang auf der Rückseite verknotet. Die Steppnaht war mir vor einiger Zeit noch ziemlich egal. Inzwischen erfreue ich mich an diesen kleinen feinen Details. Auch der Aufhänger nach der Methode von Inge ist für mich inzwischen ein Muss und lässt mein Nähherz hüpfen.
Dann war es auch schon Zeit die Ärmel einzunähen. Grundsätzlich ein Arbeitsschritt den ich meist wiederhole, d.h. welcher mit viel Trennen verbunden ist. In Erinnerung der vielen Passzeichen im SM beim Kleid Valentina hatte ich also ein durchwachsenes Gefühl. Beim Kleid Valentina hatte ich an dieser Stelle sehr oft getrennt. Während andere die vielen Passzeichen als gute Orientierungshilfe begrüßen, schiebe ich Panik. Der erste Ärmel wurde direkt wieder abgetrennt. Es folgte der Abgleich von Schnittmustervorlage, Kopie und zugeschnittener Teile. Diese stimmten grundsätzlich überein. Beim weiteren Versuch konzentrierte ich mich nur noch auf die Passzeichen von Schulterpunkt und dem Ansatz (untere Ärmelnaht und Seitennaht), also auch hier meine “alte” und x-Mal geübte Methode. Die teilweise engen Markierungen auf dem Papierbogen geben ohnehin etwas Spielraum bei der Übertragung.



Mit meinen Erfahrungen, dem Gefühl und den Erinnerungen aus dem Videokurs von Inge war ich beim folgenden Versuch zufrieden.
Anjas SM gibt sogar Ärmelfischchen vor. Das hat mich ziemlich begeistert. Neben dem Einnähen zeigt sie auch wie diese zugeschnitten werden. Die Schulterpolster bereiteten mir etwas Kopfzerbrechen. Ich hatte keine Polster mehr vorrätig. Diese selbst herzustellen war mit zu aufwendig, also…
Ich bin gespannt wann die fehlenden Schulterpolster von meinem Jimmy Coat ersetzt werden. Fragt gern in Abständen mal nach 🙂
Das Futter fügte sich perfekt in den Blazer ein. Die Arbeitsschritte sind wirklich gut beschrieben. Anja lässt auch die Hinweise zum Verbinden von Futterstoff und Blazer nicht aus.
Was auch wirklich toll ist, bei den entsprechenden Arbeitsschritten gibt es immer auch den Hinweis zur jeweiligen Nahtzugabe und zum Saum. Ich musste nicht wieder zurückblättern oder suchen wo der Hinweis erfolgt ist, wirklich großartig. Natürlich schreibt Anja gleich zu Beginn etwas zu den Nahtzugaben und den Saumzugaben. Aber Leute wer merkt sich das denn über die gesamte Nähzeit. Das habe ich hier immer wieder aufs Neue gefeiert :). Was natürlich auch auffällig ist, jede Naht passt perfekt übereinander.
Einzige Änderung war die Ärmellänge. Diese habe ich 3cm gekürzt. Wie schon anfangs geschrieben, konnte ich die Ärmelschlitze nicht übernehmen. Das probiere ich beim nächsten Blazer aus. Genäht habe ich unter Berücksichtigung meiner Körpermaße die Größe 40. Es fehlt noch das Knopfloch. Hier hoffe ich auf den passenden Farbton der Knopflochseide wenn wir in Kürze unsere Kinder und Enkelmäuse in der Mainmetropole besuchen.
Mein Mann hatte gestern Spaß am Fotografieren. Es gibt unzählig viele gelungene Bilder. Ich versuche mich zu beschränken 🙂
Weiter geht es mit der Rückenansicht:
Hier noch ein bisschen sportlich schicke Lässigkeit 😉 Ich bin restlos begeistert. Bei meiner heutigen Recherche zu den Trendfarben konnte ich nachlesen, dass z.B schwarz und beige gut mit gelb zu kombinieren ist. Die Farbe weiß war nicht erwähnt, ich liebs trotzdem 🙂 Übrigens habe ich den vorderen Beleg nicht verstärkt. Ich wollte das Revers unbedingt weich und anschmiegsam erhalten. Alle Bilde sind ohne Filter oder sonstiger Bearbeitung. Das gelb wird daher je nach Lichteinfall unterschiedlich abgebildet.
Zum heutigen Me Made Mittwoch zieht hoffentlich der Frühling endgültig auf dem virtuellen Laufsteg ein. Beim vergangenen MMM gab es einige sehr interessante Blogposts. Ich bin gespannt ob es wieder grundlegenden Denkanstöße zu lesen gibt. Ein herzliches Dankeschön an die Mädels von Me Made Mittwoch für eure monatliche Einladung.
Liebste Grüße Birgit
Hammer, dein “Kostüm”! So schön lässig-schick und cool und die Farbe zieht natürlich die Blicke an.
Sehr interessant fand ich auch deine ausführliche Besprechung der Schnittmuster.
LG von Susanne
Ich bin schon länger auf der Suche nach einem Schnitt für einen (Oversize) Blazer. Bei deinem Lob, muss ich jetzt dann gleich mal in den Bavarese Shop schauen.
Ich freue mich immer sehr über die Farbenfrohen Outfits anderer, selbst hätte ich allerdings zu viel Sorge, dass ich mir die viele Näharbeit umsonst mache und dann doch nicht trage. Also danke, das du mir mit deinen strahlend Farben Freude machst 🙂
Viel Freude mit deinem neuen Blazer!
Grüße, Tina
Herrlich, diese Farben, ich finde Gelb total super, sogar noch besser als Rot (das ja derzeit zum Auffallen im Rahmen der Rotes Kleid Aktion so propagiert wird), leider kann ich selbst es überhaupt nicht anziehen. Da hast du ja reichlich in Belgien geshoppt. Übrigens gibt es in einer Seitenstraße der Goethestraße einen Laden, der sogar die Sachen von Heider Ackermann führt. Das ist alles eine Nummer nobler und spezieller als die Sachen direkt auf der Goethestraße. LG Anja
Geld oder Pink ich mag beides sehr an dir. So ein lässiger und schicker Anzug. du hast mich angesteckt, mit der Idee eine lässigen Anzug zu tragen. Lg Jeanette
Dein lässiges, aber sehr schickes Outfit ist der Oberknaller, Du forderst die Sonne förmlich heraus… Du strahlst in dem Outfit so sehr, es ist sehr schön anzusehen. Ich weiß jetzt nicht, ob mir dieser gelbe oder doch eher der pinke besser gefällt.
LG
Sandra
In diesem Anzug strahlst Du wirklich. Ein komplett gelbes Outfit sieht man auch nicht oft auf der Straße. Danke für die ausführliche Beschreibung des Blazerschnittes, den ich noch nicht kannte. Deine Verarbeitung finde ich sehr bewundernswert! LG Julia
Bäm! Erster Beitrag des Monats und dann direkt dieser Farb-Knaller. Großartig.
Die Farbe und der Schnitt stehen dir super – du siehst großartig aus und mit dieser Strahlefarbe kommt gleich beste Stimmung auf.
LG Miriam
Dein Outfit sieht super aus. Die Falten an Stelle des Gummizuges tun der Hose gut. Und ich bin beeindruckt von Deiner perfekten Verarbeitung des Blazers
VIele Grüße, Stefanie
Dieses Gelb ist ja mega, vor allem mit dem Rapsfeld im Hintergrund. Toll siehst du aus.
LG, Heike
Ich finds super, gelb ist einfach eine unterschätzte Farbe! Ich bewundere, dass du dichregelmäßig an solche kniffligen Projekte wagst wie Hosenanzüge. Und dann werden die auch noch so großartig.