Der Tag beginnt grau und feucht, man könnte fast meinen typisch. Die Regenmenge laut Wetter App ist überschaubar, so dass wir, inzwischen recht gut ausgestattet, unseren Plan umsetzen wollen. Für den Aufstieg fahren wir mit dem Auto zur Muttersbergbahn und erreichen mit der Gondel die Bergstation auf 1.401 hm. Während die Wanderung im “Das große Vorarlberger Gipfelbuch” mit dem Schwierigkeitsgrad leicht (blau) gekennzeichnet ist, weist Bergfex den Aufstieg mit einer mittleren Schwierigkeit aus. Wir sind entsprechend gespannt zu welchem Ergebnis wir kommen werden.
Schaffen wir die 669 Höhenmeter?
Beginnend mit einer Senke und der Durchquerung einer Sommerwiese führt der Weg in den Wald und geht stetig steil bergauf. Der Himmel ist noch immer grau und die Wolken hängen tief. Wir sind dankbar über die (kühlen) angenehmen Temperaturen und kommen trotzdem ins Schwitzen. Der Weg ist gut gekennzeichnet und über viele Höhenmeter haben wir das Gefühl, allein unterwegs zu sein. Hin und wieder klart es auf und damit steigen auch die Temperaturen. Wir gönnen uns in regelmäßigen Abständen einen Blick ins Tal und sind begeistert. Was für ein wunderschönes Fleckchen Erde.
Unser erster Stopp soll die Fraßen Hütte auf 1.725 hm sein. Wir beten, dass sie geöffnet ist. Die Einsamkeit lässt Gegenteiliges vermuten. Dann endlich wird zumindest die Hütte sichtbar und gefühlt wandert es sich gleich etwas leichter ;). Eine Wanderin (die erste Begegnung überhaupt) kommt uns entgegen und verrät, dass die Terrasse jetzt geöffnet sei. Der Betreiber habe alle Bänke von Regentropfen befreit. Wir freuen uns, denn unsere verdiente Rast ist greifbar.
Ein Ort zum Verweilen und Genießen
Endlich war die Hütte erreicht und wir freuten uns auf eine ausgiebige Pause mit einer Stärkung für den Aufstieg zum Gipfel. Verwundert stellten wir fest, das wir die einzige Gäste waren. Die Auswahl an Essen war sehr gut, aber besonders ins Auge fielen und die Tagesempfehlungen. Momos nepalesische Teigtaschen (vegan oder Fleischfüllung) mit einem Beilagen Salat. Der Pächter, tatsächlich ein Nepalese, teilte uns bei der Bestellung mit, dass die Teigtaschen frisch und handgemacht zubereitet werden. Es sei daher mit etwas Wartezeit zu rechnen. Die hatten wir, waren wir doch froh, endlich sitzen zu können :). Das Warten hatte sich gelohnt, es war unfassbar köstlich. Während ich die vegane Variante ausgewählt hatte, genoss mein Mann Beides. Das Gespräch mit dem Pächter war zudem interessant. Reisen bildet, ein Fakt den wir immer wieder feststellen können.
Dem Gipfel ganz nah
Wir hätten ewig sitzen können, aber dann wäre uns der Aufstieg zum Gipfelkreuz wohl immer schwerer gefallen. Wir verabschiedeten uns mit den Worten: “Bis gleich”, denn unbedingt wollten wir nochmals Einkehren. Der Pächter steigt übrigens regelmäßig auf den Gipfel und testet anhand dessen seine Kondition. Er sei schon schneller gewesen, aktuell bräuchte er 20 Minuten. Nun ja mit 31 Minuten waren wir nur unwesentlich langsamer ;). Ausgerechnet dort oben waren wir nicht allein. 5 Wanderer hatten sich ziemlich ausgebreitet, so dass ein längeres Verweilen (auch wegen der Sicht) für uns nicht in Frage kam. Nicht ohne nochmalige Einkehr in der Fraßen Hütte machten wir uns auf den Rückweg. Bei den Anstrengungen war ein Stück Kuchen verdient. Auch das war unfassbar köstlich.
Garantierter Anfängerfehler
Um die letzte Gondel an der Bergstation zu schaffen, mussten wir endlich los. Wer glaubt, dass es abwärts weniger anstrengend ist, irrt. Auf gleichem Weg ging es für uns nun zügig zurück. Die Gondel hätten wir bequem geschafft, aber dann entschied mein Mann, den kompletten Abstieg zu Fuß zu absolvieren. Ich hatte ihm die Entscheidung überlassen, weil ich mir sicher war, dass er die Gondel nehmen möchte.
Wir stiegen also weitere ca. 718 hm abwärts und ich kann euch versichern, freiwillig werden wir das wohl nicht mehr tun. Am Ende waren wir froh, dass wir unversehrt am Auto angekommen sind. Die Blessuren dieses Abstiegs sollten uns noch lange begleiten. Solche Aktionen zeichnen uns wohl als Anfänger aus. Wir hatten es maßlos übertrieben :).
Insgesamt ein tolle Wanderung und allein wegen der Fraßen Hütte lohnt sich der Aufstieg. Außerdem gibt es weitere Abstiegsmöglichkeiten (auch bis zur Bergstation), so dass unsererseits eine Wiederholung gut möglich ist. Es gab auf dem Weg keine gefährlichen Stellen. Der Aufstieg ist wegen des steilen Aufstiegs von der Kondition her anspruchsvoll. Die Wanderwege an sich, sofern man gut zu Fuß ist, machbar. Den Folgetag wollten wir nun unbedingt entspannter absolvieren. Die Frage war nur, ob es überhaupt entspanntes Bergwandern gibt?
Übrigens hatte ich bei unseren Berg – Wanderungen mein selbst genähtes Windhemd Selma an. Endlich gab es Gelegenheit, Selma wieder einmal auszuführen und ja, ich fand es ausgesprochen praktisch.
Beste Grüße
Birgit