Nachdem ich zur Weihnachtszeit ausschließlich nur Jersey vernäht habe, die Schnitte folglich weniger anspruchsvoll waren und meine Bernina nur selten zum Einsatz kam, brauchte ich nun zur Abwechslung etwas Anspruchsvolleres. Hinzu kam, dass ich nach den vielen Geschenken auch endlich mal wieder an der Reihe war. Bei meinem letzten Stoffe shoppen hatte ich u.a. einen Mantelstoff für mich gefunden. Von der besonderen Farbe war ich gleich angetan und mit der burda style 11 / 2016 hatte ich auch einen Schnittfavoriten zur Hand.
Und endlich gab es ein ganzes freies Wochenende für mich. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich von früh bis spät Zeit an der Nähmaschine verbracht habe. Es war ein Wochenende ohne Termine. Und weil mein Mantel ein echtes Masterpiece werden sollte, habe ich mir ganz viel Zeit gegönnt. Akribisch wurde alles Wesentliche markiert; die Tascheneingriffe, der Reversumbruch, Knopflöcher bzw. Knöpfe durchgeschlagen.
Eigentlich nähe ich meine Pattentaschen noch immer nach der Methode, wie ich sie vor über 30 Jahren gelernt habe. Dabei geht es nicht um die Patte oder den Eingriff, sondern um das Taschenfutter. Die bei burda vorgesehenen Taschenbeutel sitzen nie so perfekt wie ich es gern hätte. Ich schneide sie daher lieber gern selber zu, weil ich den unteren Taschenbeutel großzügig über den späteren Eingriff lege. Das sieht burda so nicht vor. Ich dachte mir, einen letzten Versuch kann ich ja riskieren und wählte daher die Taschenbeutel nach Schnitt. Um es kurz zu halten, es war mein letzter Versuch, die Taschen nach der burda Beschreibung zu nähen bzw. die Taschenbeutel nach Vorgabe zuzuschneiden. Ich werde nur noch nach alter “Lehrmethode” arbeiten.
Auch beim Kragen nähen schaue ich nicht nach den Schnittbeschreibungen. Ich nähe sie nach alter Lehrmeinung. Ein Kragenteil wird daher immer ein klein wenig größer zugeschnitten, um dann die benötigte Weite für die Kragenform zu haben. Eigentlich klappt das Kragen nähen gut. Ich war auch zunächst sehr zufrieden. Beim Heften der Kanten fiel mir dann ein entscheidender Fehler auf. Ich hatte den Kragen falsch herum angenäht, also das Innenteil lag oben. Mist, alles wieder abtrennen. Zum Glück hatte ich noch nichts eingeschnitten.
Und endlich gab es die besonders große Herausforderung, die handgestochenen Knopflöcher. Ich habe sie viele Jahre gemieden. Alle Jacken und Mäntel wurden mit Paspelknopflöcher versehen. Und dann hat JuliaJamei ihren knallroten Kaschmir Trenchcoat auf ihrem Blog vorgestellt, mit perfekt gestochenen Augenknopflöchern. Ich war fasziniert und in Folge angesteckt. Danke liebe Julia für diese großartige Inspiration.
Vor vielen Jahren gehörten diese Knopflöcher zum regelmäßigen Programm, aber ich kann nicht sagen, dass ich sie wirklich geliebt habe. Aus meiner Erinnerung waren sie meinem Meister nie gut genug und ich sah keine Veranlassung, diese aufwendigen Knopflöcher unbedingt anwenden zu müssen. Inzwischen sind sie für mich ganz besonders wichtig geworden. Handgestochenen Knopflöcher sind ein klares Detail für “handmade” und daher verwende ich sie wann immer sie angebracht sind.
Unbedingt sollten sie fantastisch aussehen und daher habe ich einen kleinen Trick angewandt und die Knopflöcher mit der Maschine vorgestochen. Aber auch hier wollte ich nichts dem Zufall überlassen und habe zuvor einige Knopflöcher mit der Nähmaschine geübt. Erst nachdem ich mir sicher war, dass die Maschinenknopflöcher gelingen, wagte ich mich an mein Stück. Ich finde sie können sich wirklich sehen lassen. Noch nicht absolut perfekt, aber auf jeden Fall vorzeigbar.
Um auch wirklich viel Zeit mit meinem Masterpiece zu verbringen, habe ich das Futter komplett mit der Hand angenäht. Zuvor wurde natürlich auch der Saum mit Handstichen an der Jacke fixiert.
Beim nächsten Post gibt es dann meinen Mantel in Gänze zu sehen. Noch fehlen die Knöpfe und die Futterärmel hängen auch noch lose im Ärmel. Es gibt also noch etwas zu tun. Und dann hoffe ich auf tolle Aufnahmen in Frankfurts Straßen. Das Wetter soll ja traumhaft werden.
Servus
Birgit
Ich bin schwer beeindruckt und finde es großartig, wie viel Liebe Du in Deinem Projekt steckst. An handgestochene Knopflöcher habe ich mich noch nicht rangetraut (ich bringe mir ja alles selber bei) und bewundere Deine schönen Stiche!
Jetzt freue ich mich natürlich noch mehr auf das Endergebnis!
Liebe Grüße
Stef
Ich habe erst heute auf deinen Bildern geschaut, ob ich deine Knopflocharten erkennen kann. Ich war mir sicher, dass du diese längst beherrschst. Julia Jamei hatte mal einen guten Tipp. Sebastian Hoofs hat ein Tutorial veröffentlicht. Ich finde es sehr gelungen und kann es wirklich empfehlen. Ich bin regelmäßig von deinen genähten Sachen beeindruckt und mit dem Wissen das du dir alles selbst beibringst, ziehe ich den Hut. Die Knopflöcher traue ich dir auf jeden Fall zu.
Liebe Grüße Birgit
ich weiß gar nicht,wo ich anfnagen soll,meine begeosterung auszusprechen…
stoff- wow!, Pate-wow! knopflöcher- Wow, wow,wow!:-)
der wichtigste vorteil von den handgemachten knopflöcher ist,dass sie dynamisch bleiben und damit das zu und aufmachen- angenehmener und bequemer ist.
sehe ich das richtig, du hast knopfloch von rechts nach links genäht? wenn ja- probiere mal anders herum. man glaub kaum, aber es ist ein riesen unterschied. wenn man von links nach rechts näht, dreht sich der faden nicht oder weniger. das gleiche betrifft auch schlaufen als knopfschliesse. bei den ist es so,dass sie sielsbt sich sogar verdrehen,wenn sie von rechts gemacht sind. beim kragen hab ich mich gewöhnt ,wenn ich von burda nähe, mache ich automatisch allerseits 3 mm weniger. es kommt hin.
bitte bitte weiterhin so viele so leckere details!
Hmmm wenn ich jetzt wüßte, wie du das mit rechts und links meinst? Ich beginne an der unteren Geraden und arbeite mich zum Auge. Lauter Fragezeichen in meinem Hirn. Über deine Komplimente freue ich mich wahnsinnig doll. Liebe Grüße Birgit
und in welcher richtung setzt du stich für stich? rechts herum? oder links herum?
Mit der Nadel von rechts unten (linke Stoffseite ) nach links oben (zur Stoffseite ). D.h. ausgehend von der zu stechenden Knopflochkante beginne ich rechtsseitig. Du meinst ich sollte stoffseitig links von der zu stechenden Knopflochkante beginnen und nach rechts zur unteren Stoffseite stechen?
ja genau. teste mal bei gelegenheit aus. der faden sollte dabei sich weniger verdrehen und schlaufenknopflöcher auch.
Ich bin ganz platt – dieser schöne Stoff in Traumfarbe und dann so viele perfekte Details! Ich kann mich gar nicht satt sehen und habe mich mehrfach durch die Fotos geklickt. Hoffentlich kommen bald Tragebilder – ich bin sehr gespannt.
LG Ina
Hallo Ina, ich hoffe das wir die Wintersonne am Wochenende für Fotos nutzen können. Zuvor muss ich aber noch Hand anlegen. Ich bin zur Betreuung meiner Enkelin in FFM. Ich komme zu nix 😂 Ich bin selbst ein wenig stolz auf meine Arbeiten. Selten nehme ich mir soviel Zeit für meine eigene Garderobe. Das zeigt sich dann zwangsläufig in der präzisen Ausführung. Fazit: Ich sollte mir öfter soviel Zeit gönnen.
Liebe Grüße Birgit
Liebe Birgit,
wie meine “Vorredner” kann ich dir nur höchsten Respekt für diese wunderbare Arbeit dalassen.
Durch das Schnittmuster von Burda bin ich auf deine Seite gestoßen und bin völlig überwältigt. Sehr, sehr schön ALLES. Ich habe das Schnittmuster zu dem Mantel gefunden und direkt hab mich direkt verliebt. Jetzt habe ich allerdings Angst mir eine zu große Hausnummer vorzunehmen. Ich habe mir das Nähen selber beigebracht und würde behaupten Jogginghosen, Kapuzenpullover und Sweatjacken ganz gut hinzubekommen. Meinst du man kann sich mit viel Geduld und Spucke da rein fuchsen?
Ich würde mich sehr über eine Antwort von dir freuen.
Liebe Grüße
Lisette
Uiuiui, das ist ja eine Überraschung. Hallo liebe Lisette, ich freue mich riesig über deinen Kommentar, denn der Mantel ist ja schon einige Tage länger auf meinem Blog. Dass du mich über burda gefunden hast, finde ich erstaunlich und freut mich natürlich. Dort bin ich nun schon eine ganze Weile nicht mehr. Der Mantel ist aufgrund der legeren Passform nicht schwer. Ich habe zunächst nur mit Webware genäht und empfand dann Jersey und Sweat zu nähen als Herausforderung. Ich denke also, dass du das schaffst. Der Schnitt fällt wirklich groß aus. Vorallem in der Schulterpartie, d.h. dort musst du unbedingt an der Weite etwas zurücknehmen. Vieleicht nähst du gleich eine größe kleiner. Dann würde ich außerdem die Ärmel einen kleinen Tick schmaler nähen. Gern kannst du mich fragen. Ich freue mich schon auf meinen Mantel, noch ist es ja zu heiß. Ich habe ihn im Winter/Frühling 2017 sehr oft getragen. Statt der Knöpfe kannst du ja auch großer Drucker verwenden. Lass mich gern wissen, ob du das Projekt in Angriff nimmst. Ganz liebe Grüße und ein kreatives Wochenende, Birgit
Liebe Lisette, ich habe dir auf deinen Kommentar auf meinem Blog geantwortet 🙂