In der Burda Style 10/2017 fand ich den Designerschnitt des Münchener It-Labels Mykke Hofmann. Ich war auf der Suche nach einem langen untaillierten Mantel. Dieser kontrastfarbige Mantel machte ihn vor allem wegen der Kombination der Farben so besonders. Wird er mit dem vorhandenen Stoff noch etwas Besonderes sein? Alternativen waren in meiner großen Schnittzeitschriften Sammlung nicht zu finden. Also hielt ich wieder diese Ausgabe in den Händen.
Mein erster Blick richtet sich eigentlich fast immer auf die wesentlich kleiner dargestellte Schnittabbildung. Anhand dieser Skizzen (keine Ahnung ob sie so bezeichnet werden) treffe ich überwiegend meine Auswahl. Gewünscht war ein ganz langer Mantel (“Mama, mindestens bis zur Wade”.) und etwas leger (“Mama, ich möchte einen dicken Strickpulli drunter tragen, das kann ich bei den anderen Mänteln von dir nicht”.) Dieser Schnitt kam den Wünschen meiner Tochter am aller nähsten, somit war die Entscheidung gefallen. Abschreckend fand ich natürlich die 22!!! einzelnen Schnittteile. Es gibt, mit Ausnahme des Kragens, nicht ein einziges Teil, was komplett aus einer Farbe abgebildet und folglich als Schnittteil zur Verfügung steht.
Der Zuschnitt war damit die größte Herausforderung, weil mega zeitaufwendig und Vorder- und Rückenteile nicht genau an der Seitenlinie endeten. Bis dahin wusste ich auch nicht ob der Stoff, gekauft von meiner Tochter bei Mood Fabrics in NYC, überhaupt reichen wird. Laut Stoffangabe von Burda für diesen Mantel absolut nicht. Nur wegen meiner langen Erfahrung mit den von Burda Style angegebenen Schnittmengen wagte ich das Risiko.
Mit puzzeln und mit einer Teilungsnaht bei den vorderen Besätzen hat der Stoff tatsächlich gereicht. Ein Bild vom Rest habe ich euch da gelassen. Spannend war auch meine Entscheidung zu den festgelegten Seitennähten. Immer im Kopf der Gedanke: “Diesen Stoff kann ich nicht nachordern”.
Nachdem die Schulternähte geschlossen waren, musste ich mir dieses endlos lange Teil unbedingt überwerfen. Unbedingt wollte ich einen ersten Eindruck von dieser auch für mich außergewöhnlichen Länge haben. “Wow nehme ich”, so mein Gedanke.
Dann die Überlegung zu den Taschen. Von den vorgesehenen Nahttaschen nahm ich direkt Abstand. Der eher schlichte Stoff und die Gesamtlänge der Vorderteile verlangte nach sichtbaren Taschen. Bei dem Mantel von Mykke Hofmann war die Entscheidung von Nahttaschen allein wegen der drei Farben perfekt. Ich mag ja Paspeltaschen unheimlich gern, entschied mich dann in diesem Fall für große aufgesetzte Taschen. Größer ging im Übrigen wegen der Stoffknappheit nicht. Geplant und auch schon genäht waren zudem Klappen. Optisch wirkten sie am Mantel irgendwie deplatziert, so dass ich auf sie verzichtet habe. Ihr wisst ja, dass Linda 600 km entfernt von uns lebt. Die Tatsache, auch diesen Mantel ohne jegliche Probe zu nähen, verunsicherte mich trotz vorhandener Maße mit jedem weiteren Zwischenstand. Ein Weihnachtsgeschenk was nicht passt – ein Desaster. Dann mussten natürlich auch noch Knöpfe gefunden werden. Ich kann nur den Tipp geben, bei den eher außergewöhnlichen Stoffen (in Bezug auf Farbe) Knöpfe gleich mitzukaufen. Bei Mood Fabrics wäre die Auswahl vermutlich vorhanden gewesen. Die Farbe ist kein grau. Wegen der roten Rückseite lässt der Grauton auch ein Tick rosè vermuten. Gefühlt Stunden haben wir in meinem Lieblingsladen vor Ort den passenden Knopf gesucht. Ohne Stoffprobe hätte ich definitiv die Falschen ausgewählt. Außerdem durften die Knöpfe nicht zu groß aber auch nicht zu winzig sein. Natürlich gibt es handgestochene Knopflöcher und natürlich wurden die offenen Kanten mit Stoffkleber eingepinselt. Das Futter wurde auch hier, bis auf das Annähen am Besatz, mit der Hand staffiert.
Dann war der Mantel fertig und ich gespannt auf das Feedback meiner Tochter.
“Mama, genau so habe ich mir den Mantel vorgestellt”. Puuh, was war ich froh. Für alle Interessierten, sie gehört mit 162 cm zu den eher kleinen Frauen.
Vielleicht werde ich die Taschen noch einmal abtrennen. Ganz perfekt sind sie nicht geworden, zumindest lassen die Fotos diesen Schluss zu. Da sie mit der Hand angenäht sind, wäre dafür nur ein klein wenig Zeit erforderlich.
Nun fehlt nur noch meine Geschichte zu den Anmerkungen meines Mannes beim Nähen von Patricks Weekender. Danach geht es hier mit Kreativen aus 2019 weiter.
Von daher bis bald,
Birgit
Eventuell enthält dieser Post Werbung wegen Namensnennung und Verlinkung.
Deine Tochter hat es ja wirklich gut – wird von der Mama im kurzen Abständen mit neuen Mänteln beglückt, einer schöner als der andere. Diese extralange Hülle ist ja wunderbar mollig und doch elegant und besonders. Übrigens viel besser mit Eurer Stoffwahl als im Original. Ich fand das Designer-Color-Blocking gruselig! Da hätte ich wahrscheinlich nicht mal einen Blick auf die Schnittzeichnung riskiert. Gut, dass Du das gemacht hast, denn mit einem feinen Stoff ist der Mantel ein Schmuckstück geworden. Auch die Wahl des Futters ist perfekt, genau wie die Knöpfe. Ich glaube Dir aber gerne, dass das passend zur Farbe und den Einsprengseln im Stoff nicht so einfach zu finden war. Vor allem begeistert mich, wie Du auf die Entfernung zu Deinem Kind die Passform/Größe so hinbekommst. Ich nähe auch gerade für meine beiden Mädchen (die wollen Cordröcke – auch gruselig, aber da bin ich, was diesen Stoff betrifft, wohl zu sehr 80er geprägt, haha). Eine wohnt ja noch zu Hause, da kann ich anpassen aber die andere studiert in Madrid… Na mal sehen, ob es was wird, ich werde berichten. Ende der Woche kommt aber erstmal das Hemd meines Mannes (nach Sebastian Hoofs) auf meinen Blog. Es ist tatsächlich fertig geworden und passt! Ganz liebe Grüße von Ina
Hallo Ina, schön das du meinen Post kommentierst. Gleich zu Beginn, ich bin auf deinen Post zum Hemd gespannt. Da bist du mir im Einiges voraus. Vor allem wie du mit dem Schnitt klar gekommen bist, wo du letztendlich den Hemdenstoff gekauft hast und natürlich wie es überhaupt aussieht. Meine Tochter weiß das sehr zu schätzen und deshalb nähe ich auch sehr gern für sie und ihre Familie. Viel lieber hätte ich sie vor Ort bzw nicht so weit weg. Vermutlich sehen und drücken wir uns oft genug, so dass ich es noch gut einschätzen kann. Ihre Masse ähneln zudem recht gut meiner alten Puppe.
Der Schnitt ist wirklich ein kleiner Geheimtipp, wenn man das so sagen kann. Ich bin ehrlich begeistert von ihm und behalte mir den Schnitt gut im Gedächtnis. Das Original wäre auch überhaupt nicht meins, aber das ist ja oft bei Designerbekleidung. Puuh, da ist ja deine Tochter noch unerreichbarer. Cord, wenn die Farbe passt, finde ich inzwischen gut. Hier gibt es ein kobaldblauen Breitcord. Ich hatte da sogar an einen Latzrock für mich gedacht. Lediglich mein Stofflager hält mich ab 😉
Liebe Grüße Birgit
Für den Latzrock kann ich Dir übrigens diesen Schnitt sehr empfehlen: https://shop.tillyandthebuttons.com/products/cleo
Da habe ich bereits zwei Cordlatzröcke für meine Große genäht, schau mal: https://fitzladen.blogspot.com/search/label/Tilly%20and%20the%20Buttons
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Liebe Ina, der Schnitt ist tatsächlich klasse. Irgendwie muss mir der Rock auf deinem Blog entgangen sein. Lieben dank für deinen Tipp. Ob du das Hemd inzwischen auf deinem Blog hast?
Liebe Grüße aus meinem Nähbereich,
Birgit
Wow, ein sehr schöner Mantel! Mir gefällt zwar auch die Originalvariante mit Colorblocking, aber deine schlichte Version ist hingegen sehr elegant. Der Stoff ist natürlich was Besonderes, aber auch deine Verarbeitung ist sehr schön. Den Mantel trägt deine Tochter bestimmt bald wieder gerne! LG, Bettina
Hallo Bettina, das Colourblocking hat mir auch gefallen. Die Suche nach drei tollen Farben gleichen Stoffes wäre vermutlich nicht geglückt. Ganz bestimmt wird der Mantel auch in der kommenden Saison von Linda getragen. Ich bin gespannt, was ich bei Moods Shoppen werde. Hoffentlich bin ich vom Angebot nicht so überwältigt, dass ich gar nichts finden kann 🙂
Lieben Dank für deinen Besuch, freue mich.
L.G. Birgit