Bereits im Herbst 2018 stand mein Plan, mir zum Frühling endlich einen Mantel zu nähen. Grund war der im Sale gekaufte Stoff, der schon allein wegen der Farbe die Vorstellung eines Trenchcoats weckte. Dann rief Needle Love im Januar zum Probenähen ihres neuen Schnittmusters auf. Für mich die beste Gelegenheit meinen Plan in die Tat umzusetzen. Also bewarb ich mich und wurde überraschend ausgewählt. Das Schnittmuster wurde mir folglich im Rahmen des Probenähens kostenlos zur Verfügung gestellt – Mein Post enthält somit Werbung. Dass ich diesen Post als solches kennzeichnen sollte, ist mir beim Lesen des ausführlichen Blogpost von vlikeveronika zur Kennzeichnungspflicht von Werbung nochmals bewusst geworden. Aber das nur am Rande.
Wie ich bereits mehrmals offenbart habe, gehöre ich eigentlich zum Team – Schnittzeitschriften. Onlineschnittmuster gehören noch immer zur seltenen Umsetzung, bislang habe ich mich nur an Schnittmuster von Crearesa versucht. Was im Klartext heißt: 2 Taschenschnittmuster und ein Pulli. Oh, nicht zu vergessen die vielen GEO Bags von Pattydoo.
Mit entsprechendem Respekt begann ich also die Umsetzung. Keine Ahnung, ob alle Online-Schnittmuster so aufgebaut sind, auf jeden Fall liest sich die Beschreibung zum Jimmy wie ein kleines Buch. Neben dem Inhaltsverzeichnis ist nicht nur jeder noch so kleine Schritt beschrieben, der Aufbau des gesamten Schnittmusterpakets ist wie ein Handbuch verfasst. Man kann nicht wirklich etwas falsch machen. In keiner meiner Schnittzeitschriften bzw. in den Nähbüchern sind auch nur ansatzweise derart ausfühliche Beschreibungen zu finden. Was für eine umfangreiche Arbeit bzw. welch Liebe zum Detail.
Eigentlich ist das Schnittmuster für Wollstoffe oder ähnliche Materialien vorgesehen. Ich war entsprechend irritiert, als ich die Stoffempfehlung mit meiner Stoffauswahl verglich. Wenn ich bis dahin nicht bereits eine Vielzahl von Jacken- und Mäntelprojekte hinter mir gehabt hätte, wäre ich wohl panisch nach einem Wollstoff auf Suche gegangen. So aber wollte ich es einfach ausprobieren.
Es gibt bei mir hin und wieder Projekte, da habe ich schon beim Zuschneiden das Gefühl, dass etwas Besonderes, so ein Lieblingsding entsteht. Voller Freude stülpte ich mir zuerst den Rohling (Seiten- und Schulternaht waren geschlossen) und dann mit jeder weiteren Naht meinen Jimmy über. Da ich die Taschen wegen des fehlenden Futters noch nicht annähen konnte, wählte ich das Einsetzen der Ärmel als weiteren Nähakt für mich aus. An dieser Stelle kam ich zum ersten Mal ins Straucheln. Anders als gewohnt verwendet Bettina die Passzeichen. Direkt beim ersten eingenähten Ärmel konnte ich feststellen, dass der Ärmel nicht korrekt eingesetzt wurde. Mein eher oberflächliches Lesen der Nähbeschreibung (ich kann doch schon Ärmel einsetzen) wurde mir zum Verhängnis. Bettina hatte glücklicherweise gefühlt eine Standleitung zu ihren Schützlingen und legte mein Augenmerk auf das Wesentliche.
Der weitere Verlauf war entspannt. Besonders gut empfand ich das Einnähen vom Kragen. Nicht immer fügt er sich so gut ein.
Futterstoff und Knöpfe waren dann die überraschenden i – Pünktchen meines Mantels. Ich hätte nicht erwartet, dass der Futterstoff in “echt” noch bezaubernder als auf dem Bild aussehen wird und meine Knopfsuche in Euphorie enden würde. Natürlich habe ich die Knopflöcher handgestochen und auch das Futter, anders als in der Beschreibung, von Hand eingenäht (mit Ausnahme am Besatz und im weiteren am Kragen). Dem aufmerksamen Leser wird natürlich das ohne Verlauf zugeschnittene Futter auffallen. Ich hatte schlichtweg zu wenig bestellt, mich kurz geärgert und dann den Zuschnitt unter dem Gedanken: “Es ist nur das Innenfutter” umgesetzt.
Ich liiieeeebe meinen neuen Mantel, der in kleinen Details an einen Trenchcoat angelehnt ist. Ich mag den Schnitt auch deshalb sehr, weil er nicht diese sonst relativ üppige (Rock)-weite hat. Ich trage meinen Mantel im echten Leben nicht in der Taille geschnürt, sondern habe den Gürtel nach hinten geknotet. Optisch wirkt er dann von vorn wie ein schmaler Doppelreiher. Hinten wirkt die gebundene Weite schön lässig. Das der Schnitt also auch für dünnere Materialien geeignet ist, zeigt mein Mantel.
Das Material ist auch nach nahezu täglichem Einsatz ein Traum (Viskose, Polyester und Elasthan). Seid Fototermin (vor über zwei Wochen) gab es erst einen Tag (wetterbedingt), an dem ich meinen Mantel nicht getragen habe. Gibt es ein besseres Kompliment für ein Schnittmuster?
Was ich euch noch verraten möchte…Ich habe vergangene Woche auch noch die letzten Meter des Stoffes gekauft. Erneut habe ich mich gefragt, welchen Anlass es geben kann diesen Stoff, dessen Farbe wohl nie out werden wird, für 5,00 Euro / Meter zu verkaufen. Jetzt warten über sechs Meter auf eine weitere Verwendung. Ich plane zwei weitere Mäntel, einen für mich und einen für meine Tochter. Sie ist von der Idee begeistert 🙂
In der letzten Woche ging es ziemlich farbig an meiner Nähmaschine zu. Ich habe eine neue Hose und meinen Lieblingsblusenschnitt aus dem letzten Jahr genäht. Die Hose soll unbedingt noch eine Jacke bekommen… Einer Kritiker habe ich bereits – meine Tochter. Ich werde meinen Plan dennoch umsetzen 🙂
Ist eigentlich irgendjemand auf der H & H?
Liebste Grüße ,
Birgit
Sehr, sehr schön ist Dein Mantel geworden! Die Farbe und das Futter harmonieren super miteinander und so eine klassische helle Frühjahrshülle kommt wohl tatsächlich nie aus der Mode. Und wenn ich dann “handgestochene Knopflöcher” lese, weiß ich, mit welcher Akkuratesse Du wieder am Werk warst. Das sieht frau aber auch, der Kragen schaut perfekt aus und der gesteppte Gürtel ist auch ein feines Detail.
Liebe GRüße von Ina