Den ersten Quilt wollte ich meiner Tochter zum Auszug genäht haben. Mir schwebte eine kuschlige Decke, mit gemeinsamen Fotomotiven vor. Das liest sich vermutlich so richtig kitschig, dennoch waren das meine Gedanken. Es scheiterte bereits daran, dass ich nicht wusste, wie ich Fotos auf Baumwolle bekomme. So richtig dahinter geklemmt hatte ich mich nicht uns so zog mein Baby ohne Quilt 2010 in das 600 km entfernte Frankfurt. Mit dem Wissen um die Geburt meines ersten Enkelkindes hatte ich wieder den Gedanken eines Babyquilts im Kopf. Marleni liebt ihre Kuscheldecke, welche nichts mit einem Quilt zu tun hat, innig. Hin und wieder stelle ich mir die Frage, ob ich mit einem Quilt jemals richtig gelegen hätte.
Jahre später konnte ich mit den Abo- Boxen von Barbara und dem gemeinsamen Liveabenden erste fachliche Informationen und Ideen über das Quilten sammeln. Irgendwann gab Steffi von Quiltwerke einen kleinen Kurs zu einem Schnittmuster der Abo-Box. Gebannt schaute ich auf Steffis Erklärungen und hörte in diesem Zusammenhang eine Menge fremdartiger Begriffe. Allein die Begriffe Fat Quarter, Inch, EPP (ENGLISH PAPER PIECING) und FPP (ENGLISH PAPER PIECING) jagten mir riesigen Respekt ein. Die Idee eines Quilts rückte eigentlich in weite Ferne.
Dann kündigte Steffi einen begleitenden Online-Anfängerkurs an mit dem Ziel, in einer Schritt für Schritt Anleitung gemeinsam einen Quilt zu nähen. In unglaublichen 6 Wochen wollte sie uns das Nähen eines Quilts beibringen. Was für ein sportliches Ziel, so waren mein Gedanken. Dennoch schien es mir die beste Gelegenheit zu sein, von einem Profi das Quilten zu erlernen und so benötigte ich nur wenige Minuten für meinen Kaufentschluss.
Steffi hatte insgesamt vier Quilt Größen zur Auswahl vorbereitet, vom Baby Quilt (36 x 48 inch) bis Queen (96 x 108 inch). Ich entschied mich für die Quiltgröße Lap klein (122 cm x 152 cm bzw fachlich: 48 x 60 inch). Für die weiteren zwei Größen reichte mein Mut noch nicht aus. Fürs Lümmeln auf dem heimischen Sofa wird die ausgesuchte Größe wohl ausreichend sein. Mit der Auswahl der Stoffe begann die für mich schwierigste Aufgabe. Ich habe wirklich mehrere Stunden gebraucht, bis ich mich für 5 Stoffe entschieden hatte. Hilfreich waren die von Steffi gezeigten Puls Quilt Beispiele. Ohne diese Inspirationen hätte ich keinen Anfang gefunden. Um den Faden zu behalten suchte ich mir einen Lieblingsstoff und wählte alle weiteren Stoffe dazu aus, natürlich nicht wild und spontan, denn der Quilt sollte auch farblich zum Wohnzimmer passen. Denkt nicht, dass ich mir bei meiner Auswahl wirklich richtig sicher gewesen bin. Was ich sicher wusste, dass ich von der Qualität der Stoffe überzeugt sein werde. Auf Nummer sicher gehend, habe ich alle Stoffe, einschließlich Vlies bei Barbara im Shop gekauft. Die zeitliche Schiene ist bei Barbara unbedingt zu beachten, denn meist dauert die Lieferung mindestens eine Woche. Gut gerüstet konnte ich nun mit der ersten Kurswoche beginnen.
Steffi führte uns in Woche 1 zunächst in allgemeine Dinge rund ums Quilten ein. Sie zeigte uns wichtige Werkzeuge, gab ihre Spartipps an uns weiter und erzählte uns wichtige Details zur Stoffauswahl und zum Vlies. Neben der farblichen Auswahl und der Beachtung von Farbtiefen im Quilt, gab sie unter anderem den Hinweis, als Anfänger bei möglichst einer Stoffqualität zu bleiben. Ich hatte mich natürlich nur auf “Schöne Stoffe” konzentriert und somit unterschiedliche Baumwolle gekauft. Mit meiner persönlichen Auffassung bei der Auswahl der Stoffe auf hochwertige Materialien zu achten, lag ich genau richtig. Es kann nämlich passieren, dass preiswerte Baumwolle während der Wäsche abfärbt und damit der Quilt ungewollte Farbverläufe erhält. Auch zu den Vliesen konnte ich Interessantes hören und hätte mich vielleicht im Nachhinein für eine andere Vliesqualität entschieden.
In der zweiten Woche ging es dann um den Zuschnitt. Ich bin überhaupt nicht geübt im Umgang mit dem Rollschneider und von daher war ich ziemlich aufgeregt. Dank Steffis zahlreicher Tipps im Umgang mit dem scharfe Teil bin ich ohne Verletzungen durchgekommen und habe dabei auch die Vorzüge des Rollschneiders kennen und lieben gelernt. Ganz nach Lehrmethode habe ich zunächst nur einen von 20 Blöcken zugeschnitten. Die Angst des falschen Zuschnitts war recht groß, denn auch der Umgang mit einem Quiltlineal musste erst erlernt werden. Fragt nicht wie oft ich dabei noch in Zentimeter umgerechnet habe. Steffi hatte als Planungshilfe Malvorlagen vorbereitet. Diese fanden von mir anfangs keine Beachtung. Vor dem Zuschnitt hatte ich dann doch so viel Schiss, dass ich die Anordnung der Stoffe vorsorglich zu Papier brachte.
Dann begann in Woche 3 schon das Nähen. Steffi erklärte ausführlich was unbedingt zu beachten ist, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Meinen ersten fertigen Blog habe ich euphorisch gefeiert bis ich feststellen musste, dass mir beim Anordnen ein Fehler unterlaufen war. Nochmal das Video an der Stelle angesehen, wo Steffi Ausführungen dazu gibt.
Nach der Korrektur ging es dann ohne Trennen unter Beachtung von Steffis Hinweis weiter und mit jedem weiteren Blog wuchs meine Vorstellung von der gesamten Optik, erst recht als dann die ersten Reihen fertig waren. Anfangs dachte ich, dass das Nähen die längste Zeit in Anspruch nehmen würde und ich das Wochenziel verpassen könnte. Aber irgendwie nähten sich die jeweiligen Blöcke vor allem mit dem “Kette nähen” einfach so weg. Die Blöcke aneinander zu reihen und alle Reihen dann miteinander zu verbinden, war wirklich spannend. Dank Steffis wertvoller Tipps passten auch meine Ecken und (fast) alle Nähte gut zusammen. Ohne “Anprobe” ging es auch beim Quilt nicht. Als das Top fertig war, gab es ein erstes Probelümmeln. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob mir die Größe ausreichen wird. Das tut sie und die Erkenntnis darüber freut mich sehr.
Weiter ging es im Kurs mit dem Heften unseres Sandwiches und zum ersten Mal bin ich mit dem Sprühkleber gut zurecht gekommen. Bei meinen genähten Platzsets im letzten Jahr konnte ich dem hoch gelobten Kleber nämlich nichts abgewinnen. Statt der Quiltnadeln nutzte ich Heftgarn. Das war ziemlich mühselig. Für den nächsten Quilt stehen mir nun Nadeln zur Verfügung, so dass ich diese abwechselnd mit Sprühkleber verwenden kann. Für die Rückseite hatte ich mir einen Baumwollflanell im örtlichen Stoffgeschäft gekauft. Diesen hatte ich noch vor Beginn des Kurses gekauft. Mit dem heutigen Wissen würde ich mich nicht mehr für Karo bzw Linien im Allgemeinen entscheiden.
Endlich dann ein erstes Gefühl von einem Quilt auf dem Körper. Beim Livenähen hatte Barbara so oft davon geschwärmt. Ich hatte mir sogar meine Hose ausgezogen, damit ich das Gefühl auf der Haut so richtig genießen konnte und Barbara hatte nicht übertrieben.
Zum Schluss ging es um das Annähen des Bindings. Auch hierbei konnte ich Neues von Steffi lernen. Noch nie waren mir die Ecken so gut gelungen wie bei meinem Quilt. Auch die Methode beim Zusammennähen der Enden finde ich genial. Eine Seite vom Binding habe ich meditativ auf dem Sofa per Hand angenäht. Hier habe ich dann gefühlt ewig gebraucht.
Dann war er fertig, mein erster Quilt, namens Puls Quilt. Er ist nicht ganz perfekt, aber das stört mich überhaupt nicht.
Mit Steffis Worten: “Es gibt keine perfekten Quilts. Ich habe in 10 Jahren über 100 Quilts gefertigt und auch meine Quilts sind nicht perfekt. Ich zeige euch in den Videos die Dinge, die wir Quilter üben und anstreben um ein möglichst genaues Ergebnis zu erreichen. Mit viel Übung über die Jahre werden wir besser und genauer. Aber genau und schön sind nicht das Selbe! Ob genau oder nicht – am Ende des Kurses haltet ihr einen wunderschönen und funktionalen Quilt in den Händen. In dem Quilt stecken viel neues Wissen und hoffentlich auch viele wundervolle Stunden in denen ihr euer neues Hobby genossen habt. In meinen Augen ist das so viel besser als perfekt“.
So ist mir beim Zuschnitt ein Fehler unterlaufen. Unzählige Male habe ich daran gedacht, dass ich die Gänse in der korrekten Richtung zuschneiden muss. Letztendlich waren die ersten Blöcke zugeschnitten und dann viel es mir auf, dass die Gänse eben nicht in der richtigen Richtung zugeschnitten sind. Teilweise habe ich es bei den weiteren Blöcken dann bewusst beachtet und auch nur deshalb, weil es bei dem Muster insgesamt nicht auffallen wird (dieses hin und her). Auch darüber spricht Steffi in ihrem Kurs. Das Mischen von kleinteiligen Mustern fällt in der Gesamtoptik nicht ins Gewicht.
Beim genauen Hinschauen ist hier mein Mustermix zu erkennen. Für eine vollständige Korrektur hat mein Stoff nicht gereicht. Wie im Text erklärt, fällt der unterschiedliche Zuschnitt wirklich nicht auf.
Das Karo auf der Rückseite verläuft natürlich nicht gerade. Beim Quilten konzentriert man sich schließlich auf das Top. Dort sollte alles mit gleichem Abstand gesteppt werden. Natürlich habe ich die Rückseite höchst konzentriert ausgelegt, auch auf den geraden Verlauf geachtet und beim Übereinanderlegen der weiteren Lagen alle Tipps von Steffi beherzigt. Trotzdem fehlte mir, neben dem leicht schiefen Karoverlauf, an einer Seite etwas Rückseitenstoff. Am Ende nicht schlimm, denn ich habe diese Seite entsprechend schmaler geschnitten. Eigentlich hätte ich an beiden Seiten Breite wegnehmen müssen, um die Gleichheit auf dem Top zu wahren. Es fällt aber nicht auf und daher blieb es bei der einen Seite.
Das ich nach 6 Wochen einen eigenen Quilt nutzen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich bin so dankbar, dass Steffi die Idee eines Anfängerkurses hatte und diesen mit ganz viel Liebe und unzähligem Wissen gefüllt hat. Nun hoffe ich auf einen fortgesetzten Kurs. Ich möchte gern auch andere Muster erlernen. Ich träume von einem Sommerquilt fürs Bett. Diesen könnte ich dann auch mit in den Urlaub nehmen. Die im Süden üblichen Bettlaken benutze ich ehrlicherweise nur widerwillig. Es gibt so unzählig tolle Quiltschnittmuster, dass am Ende wohl jedes Familienmitglied einen Quilt bekommen muss 🙂
Der Austausch mit den weiteren Kursteilnehmerinnen, das Entstehen ihrer Qulits zu beobachten, die unterschiedlichen Farbkombinationen und auch die Freude aller über den Entstehungsprozess war zudem motivierend. Sollte die liebe Steffi nochmals einen Anfänger-Kurs anbieten und ihr zur Abwechslung das Quilten erlernen möchtet, dann greift zu. Ich kann euch Steffi als Lehrende von Herzen (unbeauftragt) empfehlen.
Übrigens der wiederholte Kommentar meines Mannes während des Nähens: “Man ist das aufwendig”. Stimmt, aber es macht unglaublich viel Freude.
Nun werde ich meinen Quilt ordentlich durchkuscheln. Denn Steffi prophezeit in ihrem Kurs, dass der Quilt mit jeder Nutzung noch angenehmer wird. Viel Zeit auf dem heimischen Sofa ist in den kommenden Wochen ja garantiert.
Habts fein und seid achtsam.
Bis bald,
Birgit
Meine Materialauswahl:
Speckled in Dove Metallic
Smoke & Rust Plus in Flax
Liberty Tana Lawn Summer Blossoms (B) gelb
Liberty Tana Lawn Mitsi F (grau)
Liberty Tana Lawn Theo (E-CC) gelb
Quilters Dream Request Natural King – Quiltvlies 236cm breit
Der jeweilige angegebene Materialverbrauch war klasse. Ich habe nicht viel übrig behalten. Die wenigen Reste werde ich garantiert bei kommenden Projekten aufbrauchen können.
Ach Birgit. Ich muss fast weinen gerade, so viel Lob häufst du auf mein Haupt. Allein für dich hat sich das filmen des ganzen Kurses gelohnt. Genau so wollte ich das – das andere Näherinnen mein Hobby und ihre Ergebnisse so kennen und lieben lernen, so wie ich. DANKE für dein Feedback und für deinen Bericht zum Kurs. Ich plane schon den nächsten, die ‚Kapitel‘ stehen. 🙂 ganz liebe Grüße und viel Spaß bei Quilt Nr. 2, 3 und 37. 😘
Mit großem Interesse habe ich gerade Deinen langen Bericht zum Quilt gelesen. Hut ab für Dein ausdauerndes und gewissenhaftes “Dranbleiben”. Du machst echt keine halben Sachen! Interessant die Erkenntnisse zum Muster und zur Karorückseite. Mit sicherem Gefühl für Farben und Muster hast Du Deine Stoffe ausgewählt und ich finde die Decke sehr gelungen. Sie wirkt modern und leicht und trotzdem zeigt sie auch die Tradition, die hinter solchen Quilts steht. Was den Kurs von Steffi angeht, hast Du mich auf den Geschmack gebracht. Ich abonniere sie mal bei Insta und schaue, ob ich da auch mal mitmache – Lust hätte ich ja.
Liebe Grüße von Ina