Japan – du hast uns verzaubert, nachdenklich gestimmt und mit dem Gedanken den Rückflug antreten lassen, dass wir uns ein Wiedersehen wünschen.
Erinnert ihr euch an meine sehr verhaltene Vorfreude? Hauptsächlich bestand mein Reisegrund in der mentalen Unterstützung unseres Schwiegersohnes beim Tokio Marathon. Der Zeitunterschied von 8 Stunden machte eben auch die Reise von einigen Tagen vorab erforderlich. Während ich für unsere NYC Reisen mit Freude umfangreiche Reiseplanungen vorgenommen hatte, fehlte mir für Japan jegliche Motivation. 4 Wochen vor Abreise hörte ich dann zwei Podcast Folgen über Japan und wurde endlich etwas neugierig.
Am 23. Februar 2024 begann dann unser Familientrip mit JAPAN Airlines von Frankfurt nach Narita. Wegen der Kinder hatten wir den Nachtflug gewählt. Außerdem war die Buchung der Premium Economy für uns 7 Personen für den Hinflug erschwinglich gewesen, so dass wir die 13 Flugstunden relativ entspannt genießen konnten. Die Annehmlichkeiten der Premium Economy Class sind nicht unerheblich. Beginnend mit dem Aufenthalt in der Lounge (Getränke und Essen zur freien Auswahl) vor Abflug und den weiteren Annehmlichkeiten wie Zahnbürstenset, Feuchtigkeitsmaske, Ohrstöpsel, Augenmaske, Hausschuhe und natürlich der besseren Beinfreiheit, war das ziemlich fein. Den Vergleich zur Economy Class konnten wir beim Rückflug feststellen. Der Aufpreis in Höhe von 500 Euro pro Person wäre für den Rückflug fällig gewesen. Erheblich mehr als für den Hinflug.
Da standen wir nun, zu siebent in Narita. Die Einreise war gemeistert, das erste Geld getauscht und Dank unserer männlichen Reisemitglieder, welche vorab intensiv recherchiert hatten, wussten diese zumindest in der Theorie, wie wir am Schnellsten nach Tokio gelangen können. Irgendwann war das entsprechende Skyliner – und Keisei Informations Center gefunden und die Tickets für den Skyliner und die Pasmo Card gekauft.
Mit Gepäck und Buggy ging es anschließend ab Narita bis zum Stadtzentrum von Tokio mit dem Hochgeschwindigkeitszug und anschließend mit der U-Bahn bis in die Nähe unseres Hotels. “Mit Android bist du in Japan am Ar…”, so die Aussage eines unserer Reiseteilnehmer. Während mit iPhones die Nutzung der Öffentlichen (Ausnahme des Shinkansen) via Smartphone erfolgen konnte, mussten wir Android – Nutzer zunächst eine aufladbare IC- Geldkarte (Pasmo Card) erwerben. Auf diese konnten wir an Automaten (welche es in ausreichender Menge in den jeweiligen Stationen gibt) entweder mit Bargeld oder VISA – Karte, Guthaben aufladen. Insgesamt war es unproblematisch, so dass ihr nicht deshalb auf iPhones umswitchen müsst ;). Im Übrigen wird der Fahrpreis für eine Einzelfahrt beim Betreten und Verlassen der Bahnhöfe durch die jeweiligen Sperren ermittelt und von der Pasmo-Karte abgebucht. Kinder von 6 -11 Jahre zahlen die Hälfte des Fahrpreises. Die Verwendung der Pasmo Child – Karte (für littleM) löste bei Durchtritt immer ein Vogelgezwitscher aus. Ein Missbrauch ist von daher ausgeschlossen. Die Durchgänge sind außerdem personell besetzt, d.h. eine Nutzung der Bahnen ohne zu zahlen, unmöglich.
Was auf den Bildern vermutlich sehr entspannt aussieht, war insgesamt unter Beachtung der Menschenmengen eine ziemliche Herausforderung. Wichtigste Devise: Niemanden verlieren. Bei sieben Personen mussten wir während unserer Tage in Japan immer wieder an “Kevin allein in New York” denken und entwickelten ein großes Maß an Verständnis zum Inhalt dieses Films :).
Spontan entscheide ich mich nun beim Post schreiben, über unsere Erfahrungen mit Bus und Bahn zu berichten.
Alles was ihr in Reiseführern, Blog Post oder Podcast über die Öffentlichen lest oder hört, trifft garantiert zu. Laut Wikipedia ist die U-Bahn Tokio mit jährlich ca. 3,1 Milliarden Fahrgästen das am stärksten in Anspruch genommene U-Bahn Netz der Welt. Die 13 Linien der Tokioter U-Bahn werden täglich von durchschnittlich 8,5 Millionen Fahrgästen genutzt (zuzüglich S- und Regionalbahnen). Ihr versteht nun vermutlich besser, warum wir immer wieder an Kevin denken mussten.
Von Beginn unsere Reise an stand für uns eine Fahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug – Shinkansen fest. Man sagt ihm unter anderem nach, dass dieser grundsätzlich auf die Minute pünktlich sei. Für uns ging es von Dienstag bis Mittwoch nach Kyoto, mit dem besonders schnellen Shinkansen – Nozomi. Wir sind in Tokio – Shinagawa gestartet und so hielt dieser Zug nur noch in Shin-Yokohama und Nagoya. Für die Entfernung Tokio – Kyoto (460 km Straße) benötigten wir 2 Stunden und 8 Minuten. Wahnsinn.
Wir hatten unsere Tickets nicht vorab online gekauft, sondern entschieden uns nach reichlichem Studium unterschiedlichster Medien zum Kauf vor Ort. Wieder galt es den richtigen Automaten zu finden und es waren ein paar Nachfragen beim Bahnpersonal erforderlich. Zum Glück hatten wir mit unserem Schwiegerkind ein englischsprachiges Genie dabei, so dass erfolgreich 6 Tickets samt Platzkarten gekauft worden sind. Für 5 Erwachsene und ein Kind (miniM war frei) haben wir für die Hin- und Rückfahrt (einschließlich Sitzplatz) insgesamt 153.660 Yen bezahlt (ca. 949 Euro).
Der Shinkansen war unsererseits auch ein beliebtes Fotomotiv. Auf unzähligen Videos ist die Ein- und Ausfahrt festgehalten.
Für die Fahrt mit dem Shinkansen wollten wir unbedingt die “japanischen Gepflogenheiten” nutzen. So wird darüber geschrieben oder erzählt, dass mit Abfahrt des Shinkansen ein allgemeines Rascheln und Knistern zu hören ist. Die Reisenden verzehren genüsslich ihre Bentoboxen, welche in den Stationen / Bahnhöfen an zahlreichen Shops gekauft werden können. Die Auswahl an Snacks, Bentoboxen usw. ist riesig und eine Entscheidung fiel uns nicht leicht. Vieles sieht köstlich aus, so dass die Augen definitiv größer als der Magen waren.
Ohne unsere Informationen vorab, hätte ich das Essen aus den Kühlregalen wohl nur mit Skepsis ausgewählt. Denn in Deutschland lehnen wir diese Art der Nahrungsaufnahme grundsätzlich ab. Japaner legen großen Wert auf ihr Essen und dementsprechend gut und schmackhaft war unsere Auswahl. Weitere Ausführungen zum Thema Essen folgen in einer der kommenden Post. Die Fahrt mit dem Shinkansen war sowohl auf der Hin- als auch auf der Rücktour fantastisch und natürlich pünktlich. Einen Fensterplatz konnten wir nicht mehr reservieren und so blieb uns für DAS FOTO nur der Platz an den Türen.
Der Mount Fuji zeigte sich uns in seiner gesamten Schönheit. Was für ein magischer Moment. Was für ein Glück mit dem Wetter. Schon beim Landeanflug konnten wir den Fuji über den Wolken am Horizont ausmachen (siehe Bild ganz oben) und waren bereits fasziniert. Ihn nun auf der Fahrt nach Kyoto so nah bewundern zu können, einfach unbeschreiblich.
Neben Zug und U-Bahn sind wir auch mit dem Bus gefahren. Die Bezahlung erfolgte auch hier mit unserer IC – Card (Pasmo) oder mit den vorhandenem Kleingeld. Die Einzelfahrt in Kyoto kostete z.B. 230 Yen (ca.1,42 Euro) und bezahlt wurde beim Ausstieg. Kompliment an die Herren unserer Reisegruppe, welche uns sicher an jedes Ziel navigiert haben. Eines steht allerdings fest, ohne Google Maps ist man definitiv aufgeschmissen. Nur so konnten die jeweiligen Bahnsteige sicher im unfassbar großen U-Bahn Netz gefunden werden. Noch ergänzend der Hinweis, dass wir auch in Japan die eSIM über Holafly genutzt haben. Das Reisen mit Bus und Bahn funktioniert in Japan scheinbar tadellos. Zumindest konnten wir während unseres gesamten Aufenthaltes nichts negatives feststellen. Ca. 53 Euro pro Erwachsener kostete die Nutzung der U-Bahn und Bus und wir sind wirklich mehrmals täglich damit unterwegs gewesen. Über das Zwischenmenschliche während der Nutzung der Öffis schreibe ich zusammenfassend in einem separaten Post.
Habt ihr meine Bilder etwas genauer studiert? Wenn ja, ist euch etwas aufgefallen? Nein? Dann schaut nochmals hier:
Wie unfassbar sauber können Bahnstationen einschließlich der Bahnen (Busse) bitte sein? Während unseres gesamten Aufenthaltes und der wirklich häufigen Nutzung der Öffentlichen, egal zu welcher Uhrzeit und egal ob in Tokio oder Kyoto, es ist beeindruckend sauber! Ganz selbstverständlich gibt es keine Schmierereien oder unangenehme Gerüche wie z.B. Uringestank. Rauchen ist in der Öffentlichkeit verboten (mit Ausnahme der extra ausgewiesenen Raucherinseln – dazu später mehr), somit liegen auch keine Kippenstummel rum. In der größten Metropole der Welt herrscht eine Sauberkeit, welche wir noch Tage nach unserer Rückkehr nicht begreifen können. Ich kann euch versichern, dass mich nicht nur diese Feststellung nachdenklich gestimmt hat.
Mit diesen ersten Eindrücken wünsche ich euch einen guten Start in die neue Woche,
herzlichst Birgit
Nicht alle Fotos sind mit unserer Kamera entstanden. Unsere Kinder haben allesamt auch ein fantastisches Foto Auge 😉
Ich bin gespannt, was du über Shinkansen und Öffi fahren noch berichtest. Einiges hat sich offenbar weiterentwickelt, seit wir im April 2019 in Japan waren. Wir hatten zum Beispiel eine japanische SIM für 30 Tage. Prepaid. Die hat etwa die Hälfte gekostet, verglichen mit der von dir beschriebenen eSIM. Und dafür extra ein Android mit DualSIM angeschafft (über das sich im Anschluss der Schwiegervater gefreut hat). Statt Pasmo hatten wir Sica. War aber genauso komfortabel. App für IPhone für die Öffis ist uns damals keine untergekommen.
Und auch das Glück mit dem Fuji-Blick hatten wir nicht, alles diesig. Viele deiner Eindrücke kann ich bestätigen. Und ich war anfangs ebenfalls skeptisch bezüglich einer Reise nach Japan und wurde überrascht. Wir haben bereits eine zweite Reise ins Auge gefasst, statt Kirschblüten dann Herbstfärbung. Ich freue mich also auf deine weiteren Berichte. Und bin gespannt, ob du auch in der Nippori Fabric Town in Tokio warst 😉
Liebe Grüße, heike
Toller Reisebericht! Sehr interessant, ich freu mich auf weitere:-)