Nach einem verregneten ersten Tag (Sonntag) stand am Montag der Norden Tokios auf unserem Programm. Sonne satt, perfekt zur Bekämpfung des vorhandenen Jetlag. Kurz zur Erklärung: Während es in Deutschland Mitternacht war, standen wir bereits unter der morgendlichen Dusche. Gefühlt fuhren wir also nachts um eins nach ASAKUSA.
Grundsätzlich suchten wir jeden Morgen zunächst eine Frühstücks Location. Das Frühstück im Hotel fanden wir mit 4.000 Yen (ca. 25 Euro) pro Person überteuert. Erst recht, als wir die Möglichkeit bekamen, dieses in Augenschein zu nehmen. Dass es im Hotel weitaus preiswerter funktionieren kann, durften wir im Gion Elite Terrace feststellen. Hier kostete uns das Frühstück für sieben Personen 9.000 Yen. Mit den heutigen Möglichkeiten ist die Suche nach einer guten Frühstücksmöglichkeit relativ leicht. Einzig unsere Sorge, nicht für 7 Personen Platz zu finden, begleitete uns jeden Morgen. Zunächst hieß es an diesem Montag gemeinsam mit vielen Einheimischen die Asakusa – Line zu nutzen. Natürlich hatten wir die Reiseempfehlung gelesen, möglichst die Rushhour zu meiden. Um unsere wenigen Tage gut nutzen zu können, blieb uns zumindest Morgens keine Wahl.
Das Bahn fahren ist kurzweilig, weil es so viel zu bestaunen gibt. Da ist dieser erwachsene Mann, welcher auf seinem Smartphone interessiert ein Pokemon Spiel verfolgt. Ein anderer Herr trägt zu seinem klassischen Anzug sportliche Sneacker mit passenden weißen sportlichen Socken, wow. Um mich herum so viele Japanerinnen mit unglaublich tollem Hautbild. Ohnehin habe ich das Gefühl, nur von wunderschönen Japanerinnen umgeben zu sein. Da sind die jungen Frauen, welche fasziniert auf miniM schauen, erst recht als sie mit einem verschmitzten Lächeln reagiert. Oder auch die beiden Jungs, die neben littleM sitzen. Der große Junge etwa in ihrem Alter ist zurückhaltender, der kleine Bub bestaunt sie ganz offen. Einige Fahrgäste schlafen und auch diese bewundere ich.
Wir landen in einer Seitenstraße und nach nur wenigen Schritten bin ich zum ersten Mal komplett überwältigt. Während ich noch am Sonntag im Stadtteil Shibuya (Ausführungen dazu später) an NYC erinnert wurde, fühle ich zum ersten Mal eine völlig anderen Kultur.
An dieser Stelle ging die absolute Touristin in mir durch. Ich hatte den Finger dauerhaft und ungeniert am Auslöseknopf der Kamera. Dem Paar bin ich sogar (unbemerkt) hinterher geeilt. Meine Tochter hatte zuvor angefragt, ob wir Interesse an einer Rikscha – Fahrt haben. Direkt war ich froh, dass wir (aufgrund unserer Erinnerung aus dem Central Park) abgelehnt hatten. Mein Mann und ich in einer Rikscha, wir hätten ein ganz schlechtes Gewissen gehabt :).
Nun aber zu unserem Frühstücksspot. Boa, was für ein Lokal. Was für ein Frühstück. Absolute Empfehlung (Suke6 Diner), sofern es euch in den Norden von Tokio verschlägt.
Wir hätten dort ewig sitzen können, toller Kaffee, fantastisches Essen, coole Location und der Service? Dazu schreiben ich später. Glücklich ging es im Anschluss zum in unmittelbarer Nähe befindlichen Sensó-ji, dem meistbesuchten Tempel in Tokio. Der Weg zum Tempel führt über eine wunderschöne Einkaufsstraße, in welchen an Ständen neben Kitsch wunderschöne Souvenirs echter Handarbeitskunst verkauft werden. Irgendwann war der Geruch von Räucherstäbchen wahrzunehmen. Um einen Kessel wedelte sich die Besucher den Rauch ins Gesicht. Später konnte ich nachlesen, dass man dem Rauch eine gesundheitsfördernde Wirkung nachsagt. Der Tempel, die fünfstöckige Pagode, überhaupt die gesamte Tempel -Anlage sind wunderschön anzusehen.
Mit vielen Eindrücken und einigen Tausenden Yen weniger spazierten wir zum nächsten Punkt unseres Reiseplanes, dem Tokio Skytree Town. Hierfür überquerten wir den Sumida Fluss mit Blick auf das Asahi-Gebäude, der Asahi Brauerei. Das Gebäude (die Zentrale der Brauerei) soll ein riesiges Glas Bier darstellen. Inzwischen konnte ich auch nachlesen, was dieser goldene Tropfen auf dem Dach der “Asahi Beer Hall” bedeuten soll: Die goldene Flamme d’Or, umstritten auch goldenes Kackhäufchen genannt. Wenn unsere Männer gewusst hätten, dass sich das Aussichtsrestaurant Asahi Sky Room in der Zentrale befindet, vermutlich wären wir eingekehrt. Man soll von dort oben einen fantastischen Blick auf den Fluss und den Skytree genießen können.
Bevor wir den Aufstieg zur Plattform wagten, gab es noch ein Highlight für die Jüngsten. Dazu schreiben ich dann unter dem Thema: Japan mit Kids. Unsere Tickets für den Skytree hatten wir schon vor Beginn unserer Reise gebucht. Unbedingt wollten wir zum Sonnenuntergang oben sein. Karten in einem Zeitfenster zu kaufen, kannten wir von unseren Reisen nach NYC und hatten allesamt gute Erfahrungen damit gemacht. Mit deutscher Pünktlichkeit suchten wir 45 Minuten vor unserer gebuchten Zeit den Einlass auf und wurden von der Menschenansammlung leicht überrascht. Erfahrungsgemäß bedeuten diese geführten Schlangen (mit Absperrbändern in Schlangenlinie geführt) nicht unbedingt eine lange Wartezeit. Der Skytree wurde ja erst 2012 eröffnet und wird garantiert über entsprechend schnelle Fahrstühle verfügen, so unsere Gedanken.
Auch hatten wir unsere Tickets mit der zusätzlichen Option, auf die weitere Plattform in Höhe von 450 m zu fahren, gebucht. Wusstet ihr, dass der Skytree mit insgesamt 634 m der weltweit höchste freistehende Fernsehturm ist? Er überragt den Tokio Tower um fast das Doppelte. Nach einer knappen Stunde waren wir endlich am Fahrstuhl zur Plattform in 350 m Höhe. Gespannt waren wir auf das Fahrstuhlerlebnis insgesamt und wurden enttäuscht. Vielleicht sind wir aber auch viel zu verwöhnt von den Aussichtsplattformen in NYC, wo jeder Aufzug ein einzigartiges Erlebnis ist. Endlich und glücklicherweise noch knapp vorm Sonnenuntergang waren wir auf der ersten Plattform angekommen. Ein Rundgang und viele Fotos später gings dann ganz noch oben. Überraschend hielt sich die Schlange in Grenzen. Das Warten hatte sich (bis zu diesem Zeitpunkt) gelohnt. Was für ein Ausblick. Tokio so weit das Auge reicht, mit Ausnahme dem Meer. Die Sicht war perfekt, so dass wir bis zum Mount Fuji sehen konnten. Eine Runde und nochmals ganz viele Fotos später dachten wir dann doch an die Abfahrt.
Nun war die Schlange bis zur ersten Plattform schon deutlich länger und mit Wartezeit verbunden. Die ganz große Überraschung traf uns dann ab Plattform 1 bis nach unten. Insgesamt haben wir 3,5 Stunden im Skytree verbracht, d.h. für einen ca. 30 minütigen Anblick kamen insgesamt 3 Stunden Wartezeit hinzu. Hinweise zur langen Wartezeit Fehlanzeige.
Wir hatten das Gefühl, dass eine gefühlte Ewigkeit gar kein Fahrstuhl mehr bewegt wurde. Ich muss nicht näher ins Detail gehen, ihr könnt euch aber bestimmt vorstellen, wie vor allem miniM das Warten mangt der vielen Leute fand. Es war auch nicht möglich, Besucher mit Kindern das wirklich lange Warten zu ersparen und bevorzugt nach unten zu lassen. Nicht auszudenken, wenn dort oben Panik ausgebrochen wäre. Vermutlich war der Skytree an diesem Tag hoffnungslos überbucht. Aufgrund der seit Tagen angezeigten Windböen fuhr wohl nur ein Fahrstuhl, gesichert ist diese Information nicht. Unser Verständnis für die Gesamtsituation war übers Warten und auch wegen dem Unverständnis Familien mit Kindern gegenüber, aufgebraucht. Die an diesem Tag erfolgten Google Bewertungen treffen auf den Punkt zu. Vielleicht findet das ein oder andere bei den Verantwortlichen Gehör.
Wer ganz unbedingt Tokio aus dieser Höhe sehen möchte, sollte ein großes Zeitfenster einplanen und auf funktionierende Fahrstühle hoffen. Das Lichtermeer lässt sich aber auch vom Tokio Tower bewundern. Diese spontane Erfahrung konnten nämlich Mann und Sohn machen.
Vielen Dank für das große Interesse an meinen JAPAN Ausführungen. Ich bin wirklich überwältigt und freue mich für das zahlreiche positive Feedback. Was haltet ihr davon, wenn ich im kommenden Post über den Stadtteil Shibuya schreibe? Von der berühmten Shibuya – Kreuzung, an welcher zu Spitzenzeiten wohl 2.500 Fußgänger die Kreuzung aus 5 verschiedenen Richtungen gleichzeitig überqueren, habt ihr möglicherweise schon gehört.
Bis dahin,
herzlichst Birgit
Vielen Dank auch von mir für deine Reiseberichte, freue mich bereits auf Teil 4 usw. Das, was du auf dem Turm erlebt hast, habe ich im September auf dem Eiffelturm erlebt, grauenhaft organisiert. Zum Glück konnte ich von der unteren Ebene zu Fuß absteigen und auf die blöde Bahn verzichten. LG Anja